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Pitztal: Pistenkontrolle durch Fabian Lösch – zur Not im Bademantel

Er ist oft auf den Knien. Wenn Fabian Lösch in seinem Modell-Skigebiet nach dem Rechten schaut, lässt sich das nicht vermeiden. Kontrollieren, ob die Stützpfeiler für die Bergbahnen noch fest verankert sind, die Gondeln und Sessel sicher am Seil hängen, der Zugang zu den Berggasthäusern ordentlich geräumt ist. Und wenn der 1,77 Meter große gebürtige Hesse auf den Knien herumrutscht, wirkt er immer noch wie Gulliver bei den Liliputanern. Denn Fabian Lösch ist Geschäftsführer des kleinsten (Modell)-Skigebietes im Pitztal.

Skigebiet Hochzeiger im „Mini-Format“

Fabian Lösch prüft, ob in seinem Modell-Skigebiet alles in Ordnung ist. – Foto: Kunz-PR

Fabian Lösch prüft, ob in seinem Modell-Skigebiet alles in Ordnung ist. – Foto: Kunz-PR

Der Deutsche hat das Skigebiet Hochzeiger im Maßstab 1:32 nachgebaut – sein „Mini-Reich“ erstreckt sich im Örtchen Weißwald kurz vor dem Pitztaler Gletscher. Direkt vor der Haustür, und mit Überwachungs-Tower im Wohnzimmer. Wenn Gefahr in Verzug ist, springt er abends noch kurz im Bademantel raus. Tagsüber traut er sich das weniger, denn dann gibt es Beobachter. Das Skigebiet ist von der Straße einsehbar und inzwischen als kurioses Kleinod bekannt.

Der Pistenfahrplan des Modell-Skigebiets. – Foto: Fabian Lösch

Der Pistenfahrplan des Modell-Skigebiets. – Foto: Fabian Lösch

Fabian Lösch ist Anfang – seine Ausbildung als Seilbahntechniker und Betriebselektriker bei der Hochzeiger Bergbahn kommt ihm nicht nur für sein Miniatur-Skigebiet zugute, sie war schon immer sein Ziel. Seit er denken kann, verbringt die Familie, die aus der Nähe von Darmstadt stammt, hier ihren Winterurlaub. Fabian war vom Skifahren fasziniert – und ebenso von der Technik dahinter, der Logistik, der Infrastruktur. „Ich wollte einfach wissen, wie das alles funktioniert“, sagt er. Opa Heinz half dem Enkel bei der Verwirklichung seines Lebenstraums – und musste sich nicht lange bitten lassen, um mit ins Pitztal zu ziehen. Längst ist er Fabians verlässlichster Mitarbeiter im Modell-Skigebiet. Und der einzige. Selbstverständlich unbezahlt.

Manchmal fehlt die Kommunikation

Fabian Lösch durfte während seiner Ausbildung zum Seilbahntechniker und Betriebselektriker auch „niedere“ Arbeiten verrichten. – Foto: Hochzeiger-Bergbahnen

Fabian Lösch durfte während seiner Ausbildung zum Seilbahntechniker und Betriebselektriker auch „niedere“ Arbeiten verrichten. – Foto: Hochzeiger-Bergbahnen

In seinem Skigebiet vor der Haustür fehlt ihm manchmal die Kommunikation, denn die kleinen Plastik-Wintersportler auf den Pisten sind schweigsam. Am Hochzeiger selbst ist Fabian regelmäßig auch im Fahrgastbetrieb eingesetzt, hilft Gästen, die Skier in der Gondel zu verstauen, wünscht einen angenehmen Tag, kann Kommentare aufgreifen und Ideen für Optimierungen entwickeln. Dabei erkennt er rasch die Grenzen des Machbaren. „Täglichen Nachtskilauf bekomme ich noch nicht einmal in meinem Mini-Skigebiet durch: die Gastronomie am Berg – bei mir mein Opa – muss überzeugt werden, wir sind noch in Verhandlungen.“

Viel Liebe zum Detail

Noch herrscht Ruhe – vor der ersten Bergfahrt fahren die Gondeln leer. – Foto: Fabian Lösch

Noch herrscht Ruhe – vor der ersten Bergfahrt fahren die Gondeln leer. – Foto: Fabian Lösch

Ähnlich wie für Modell-Eisenbahnbau gibt es auch für Modell-Seilbahnbahnbau Anbieter, bei denen das Basismaterial gekauft werden kann. Um aus einer Gondel aber eine dem Hochzeiger-Original nachempfundene Pitzi- oder Benni-Raich-Gondel zu machen, braucht es Liebe zum Detail und Fingerfertigkeit, viel Hingabe und Geduld. Diese Eigenschaften hat Fabian Lösch von seinem Onkel übernommen – einen leidenschaftlichen Modell-Eisenbahnbauer, der ihn mit dem Mini-Virus infiziert hat. „Bei mir sind es halt Gondeln statt Züge, aber das Prinzip ist das das gleiche.“

Wehe es kommt Schnee…

: Das Skigebiet Hochzeiger ist wie eine Aussichtskanzel mit einem herrlichen Rundblick. – Foto: Dieter Warnick

: Das Skigebiet Hochzeiger ist wie eine Aussichtskanzel mit einem herrlichen Rundblick. – Foto: Dieter Warnick

Trotz aller Faszination fürs Original erlaubt sich Fabian Lösch gewisse Freiheiten. Seine Gondel zur Mittelstation ist eine 10er (keine 8er, wie am Hochzeiger). Und auf Schlepplifte musste er nach der Testphase komplett verzichten. „Die fielen immer wieder um“, erklärt er. „Wir haben hier im Pitztal oft einen halben Meter Neuschnee pro Nacht. Im Maßstab 1:32 sind das unglaubliche Naturgewalten, die uns in den Ausnahmezustand versetzen.“ Die Talstation des Modell-Skigebiets liegt auf 1600 Meter, die Bergstation ein paar Schritte weiter oben.

Um eine technische Beschneiung muss sich Fabian Lösch jedenfalls in seinem Winterwunderland keine Gedanken machen. Das war im elterlichen Garten bei Darmstadt anders: Dort hat er den Prototyp entwickelt – der Liftbetrieb war aufgrund der Wetterlage oft eingeschränkt. „Im Pitztal herrschen bis ins Frühjahr hinein beste Wintersportbedingungen“, freut sich der Hobby-CEO.

Das echte Vergnügen: Skifahren am Hochzeiger

Kann zurecht stolz sein auf sein „Mini-Reich“: Fabian Lösch. – Foto: Kunz-PR

Kann zurecht stolz sein auf sein „Mini-Reich“: Fabian Lösch. – Foto: Kunz-PR

Die Hochzeiger Bergbahnen erschließen 40 Pistenkilometer – bis in eine Höhe von 2450 Meter. Mehr als 90 Prozent der Abfahrten befinden sich über 2000 Meter. Das Skigebiet ist wie eine Aussichtskanzel mit herrlichem Blick von den Pitztaler Alpen über den Arlberg bis zur Zugspitze.

Weitere Infos gibt’s auf der Homepage www.modellseilbahnpitztal.jimdofree.com. – Tourismusverband Pitztal, Unterdorf 18, A-6473 Wenns, Tel.: (0043 5414) 8 69 99; info@pitztal.com, www.pitztal.com, www.hochzeiger.com

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