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Sehenswerte Wachau, Teil 3: Von Spitz, der Venus, vom Wein und der Marille

Wer sich für die Marktgemeinde Spitz entscheidet, um dort zu urlauben, der liegt vollkommen richtig. Mit etwa 1500 Einwohnern ist der Ort nicht zu groß und auch nicht zu klein, und zudem der perfekte Ausgangspunkt für mannigfaltige Erkundungen in der Wachau. (zum 1. Teil)

Die Venus von Willenberg. – Foto: Lachlan Blair

Die Venus von Willenberg. – Foto: Lachlan Blair

Der Hauptort der mittleren Wachau wurde erstmals 865 urkundlich erwähnt. Er ist einer der Ältesten und Stimmungsvollsten und wird umrahmt vom sagenhaften Tausendeimerberg, von dem es heißt, dass er in guten  Jahren bis zu 1000 Eimer Wein eingebracht haben soll.

Die Umrechnung des alten Hohlmaßes „Eimer“ ergibt eine Menge von zirka 56 000 Litern. Heute wachsen am Tausendeimerberg, auf dem sich einige der steilsten Steinterrassen der gesamten Wachau befinden,  exzellente Weine. In und um Spitz wird nachweislich seit 2000 Jahren, also zur Zeit der Römer, Weinbau betrieben. (zum 2. Teil)

Ein Ort der Ruhe

Wenn der Herbst Einzug hält, dann färben sich die Weinreben in ein grelles Gelb. – Foto: Donau Niederösterreich / www.extremfotos.com

Wenn der Herbst Einzug hält, dann färben sich die Weinreben in ein grelles Gelb. – Foto: Donau Niederösterreich / www.extremfotos.com

Die kopfsteingepflasterten Gassen im Zentrum erinnern an das Mittelalter, die Häuserzeilen an die Renaissance-, Barock- und Biedermeierzeit. Ein Ort der Ruhe ist der Platz vor der spätgotischen Mauritiuskirche aus dem 15. Jahrhundert – wenn nicht gerade eine Blaskapelle aufspielt und ein Weinfest stattfindet.

Den besten Blick auf Spitz hat man vom Roten Tor aus, einem ehemaligen Stadttor, das ohne Anstrengung in 20 Minuten von der Ortsmitte erreicht wird. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) entbrannte bei diesem Durchlass ein heftiger Kampf zwischen den mordenden und brandschatzenden Schweden und den Einheimischen, die zahlenmäßig arg unterlegen waren. Das Tor soll nach diesem schrecklichen Ereignis rot vom Blut der tapferen Verteidiger gewesen ein – daher der Name „Rotes Tor“.

Die „Venus von Willendorf“

Na dann Prost. – Foto: Donau Niederösterreich / Martina Siebenhandl

Na dann Prost. – Foto: Donau Niederösterreich / Martina Siebenhandl

Einige Kilometer entfernt taucht die Gemeinde Willendorf auf, die im Jahr 1908 Berühmtheit erlangte, weil dort bei Bauarbeiten eine steinerne Figur gefunden wurde, die „Venus von Willendorf“. Sie ist nur elf Zentimeter groß, hat eine dralle Figur mit schweren Brüsten, außerdem ist sie gesichtslos und knapp 30 000 Jahre alt; sie stammt also aus der Steinzeit. Sie ist als Österreichs bekanntester archäologischer Fund im Naturhistorischen Museum Wien zu sehen.

Beliebt auf der ganzen Welt

Der Heurigenkranz über der Eingangstür eines Heurigenlokals beziehungsweise Buschenschanks ist das Zeichen, dass "Ausg`steckt" ist, um die Öffnung des nicht ganzjährig geöffneten Lokals anzuzeigen. – Foto: Dieter Warnick

Der Heurigenkranz über der Eingangstür eines Heurigenlokals beziehungsweise Buschenschanks ist das Zeichen, dass „Ausg’steckt“ ist, um die Öffnung des nicht ganzjährig geöffneten Lokals anzuzeigen. – Foto: Dieter Warnick

Das Weinbaugebiet Wachau mit seinen typischen Terrassengärten ist weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt, und die Weißweine sind in der ganzen Welt, das ist nicht übertrieben, angesehen und geschätzt. Zirka 50 Prozent der besten Weingüter in Österreich sind in der Wachau zu Hause.

Grüner Veltliner (kommt fast ausschließlich in Österreich vor) und Riesling sind dabei am stärksten vertreten. Um die Einzigartigkeit der Weine aus den Weingärten zwischen Krems und Spitz zu betonen, gibt es drei Kategorien: Steinfeder (leicht und duftig, wenig Alkohol), Federspiel (trocken, etwas gehaltvoller) und Smaragd (große und wertvollste Weine der Wachau). 90 Prozent der angebauten Rebsorten sind für Weißweine auserkoren; für Rotweine sind die Böden meist nicht geeignet.

Weine aus dem Eigenanbau

Im 700 Jahre alten Prandtauerhof der Winzerfamilie Holzapfel in Joching spielt Wein und gehobene Kulinarik eine große Rolle. – Foto: Dieter Warnick

Im 700 Jahre alten Prandtauerhof der Winzerfamilie Holzapfel in Joching spielt Wein und gehobene Kulinarik eine große Rolle. – Foto: Dieter Warnick

In der gesamten Wachau gibt es zahlreiche idyllische und bodenständige Heurigen- bzw. Buschenschankbetriebe. In der großen Mehrzahl sind diese familiengeführt; angeboten werden Weine aus dem Eigenanbau. Seit jeher zählen diese Einrichtungen auch zu fixen Treffpunkten der Einheimischen. Gereicht werden auch kleine regionsübliche Spezialitäten, meist kalte “Brettljausen“. Welche Lokalität zu welcher Zeit geöffnet hat, verrät ein Heurigenkalender.

Buschenschank auf dem absteigen Ast

Marillenernte in der Wachau. – Foto: Donau Niederösterreich / Steve Haider

Marillenernte in der Wachau. – Foto: Donau Niederösterreich / Steve Haider

„Jedoch“, so gibt ein Insider preis, „gibt es bei uns immer weniger Buschenschänken.“ Viele Winzer haben diese Tradition nicht mehr nötig. „Der Weinflaschenpreis ist mittlerweile so gut, dass man einen Heurigenausschank als „Zubrot“ nicht mehr braucht. Unsere Winzer, auch oder gerade die Jungen, machen hervorragende Weine, wollen sich aber den Stress und die Arbeit eines Buschenschanks nicht mehr antun.“

Die Marillenmarmelde ist ein Wachauer Qualitätsprodukt. – Foto: Dieter Warnick

Die Marillenmarmelde ist ein Wachauer Qualitätsprodukt. – Foto: Dieter Warnick

„Bis in die 1990er-Jahre gab es Wochenenden, an den in größeren Winzergemeinden zehn bis zwölf Heurigen-Betriebe geöffnet hatten, heute muss man froh sein, dass drei bis fünf aufsperren. Die Wachau ist mit der Tradition des Heurigen groß geworden. Auch deswegen kam der Gast und hatte freie Auswahl.“ Heutzutage muss dieser froh sein, noch ein Plätzchen zu ergattern. Eine Reservierung ist in jedem Fall von Vorteil. Der Kenner der Szene meint abschließend: „Die meisten Winzer denken, dass eine Heurigen-Einkehr billig sein muss. Das ist meiner Meinung nach falsch.“

Marillen: Eine kulinarische Delikatesse

Wohin das Auge reicht – Wein, Wein und nochmal Wein. – Foto: Dieter Warnick

Wohin das Auge reicht – Wein, Wein und nochmal Wein. – Foto: Dieter Warnick

Neben dem Wein gedeiht auch die Marille in der Wachau außerordentlich gut. Das mediterrane Klima hierfür ist prädestiniert, denn Marillenbäume lieben Wärme. Sie sind winterhart, aber die Blüten sehr kälteempfindlich. Eine frostige Nacht im April zum Beispiel kann fatale Folgen haben und die Ernte drastisch einschränken. Marillen blühen in der Wachau schon Ende März, Anfang April.

Zu Marillenkuchen schmeckt neben einer Tasse Kaffee ein Gläschen Grüner Veltlinger oder ein Riesling besonders gut. – Foto: Donau Niederösterreich / Steve Haider

Zu Marillenkuchen schmeckt neben einer Tasse Kaffee ein Gläschen Grüner Veltlinger oder ein Riesling besonders gut. – Foto: Donau Niederösterreich / Steve Haider

Die Wachauer Marille ist weltbekannt, weil  ausgesprochen schmackhaft. Unzählige Köstlichkeiten können aus der kleinen orangefarbenen Frucht hergestellt werden, vom Fruchtnektar bis zum Marillenschnaps, von der Marmelade bis zum Marillenknödel, vom Strudel bis zum Marillenkuchen.

Der Name „Marille“ (für Aprikosen) ist bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts in der Wachau nachgewiesen. Ab 1890 erfolgte dort in großem Stil die Einführung der Marille als Ertragsobst. Seither ist der Marillenanbau ein traditionell wichtiger Erwerbszweig dieser Region. 

Sandige, luftige und lockere Böden

Die qualitätsorientierte Genossenschaft „Domäne Wachau“ mit Sitz in Dürnstein zählen Fachleute zu den führenden Weinbaubetrieben Österreichs und zu den weltweit besten Genossenschaften. – Foto: Dieter Warnick

Die qualitätsorientierte Genossenschaft „Domäne Wachau“ mit Sitz in Dürnstein zählen Fachleute zu den führenden Weinbaubetrieben Österreichs und zu den weltweit besten Genossenschaften. – Foto: Dieter Warnick

Zirka 140 000 Marillenbäume wachsen in der Wachau. Die Frucht ist von der EU geschützt, vor allem alte Sorten, wie die „Ungarische Beste“ (beschert eine reiche und frühe Ernte) und die Klosterneuburger (eine enge Verwandte der Ungarischen Besten, fest und saftig, angenehm süßsäuerlich) sind bei den Marillenbauern sehr beliebt. „Insgesamt“, so versichert Franz Muthenthaler, der einen Wein- und Obstbaubetrieb in Spitz betreibt, „gibt es 150 verschiedene Typenbezeichnungen. Wichtig für einen guten Wuchs und eine gute Ernte sind sandige, luftige und lockere Böden“.

Blick auf Spitz. – Foto: Dieter Warnick

Blick auf Spitz. – Foto: Dieter Warnick

Informationen: Tourismusinformation Spitz an der Donau, Mittergasse 3a, A-3620 Spitz an der Donau, Tel.: +43(0) 2713 2363; E-Mail: info@spitz-wachau.at; Internet: www.spitz-wachau.at

Donau Niederösterreich Tourismus GmbH, Schlossgasse 3, A-3620 Spitz/Donau, Tel.: +43(0) 2713 30 06 00; E-Mail: urlaub@donau.com; Internet: www.donau.com

 

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