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Das Rittner Bahnl: Eine Erfolgsgeschichte

Fast 118 Jahre hat sie mittlerweile schon auf dem Buckel, ist aber noch genauso fit wie eh und je  – und beliebt sowieso. Bis zum heutigen Tag ist die Rittner Bahn ein Juwel. Sie hat in Südtirol eine lange, beeindruckende Geschichte. Als sie am 13. August 1907 erstmals vom Waltherplatz in Bozen auf den Ritten fuhr, war das Hallo groß. Von jetzt an kamen die Menschen aus dem Talkessel ohne große Schwierigkeiten auf den Berg (die betuchten Bozner zur Sommerfrische), und Feriengäste aus nah und fern entdeckten den Höhenzug als Urlaubsdomizil für sich. Auch für den Gütertransport war die zwölf Kilometer lange Strecke ein Segen. Der Handel zwischen Berg und Tal erlebte einen ersten großen Aufschwung.

Wie alles begann

Zweiachsiger Triebwagen. – Foto: Tiberio Sorvillo

Zweiachsiger Triebwagen. – Foto: Tiberio Sorvillo

Ab Mitte der 1880er-Jahre gewannen findige und weitsichtige Menschen die Überzeugung, dass es eine zumutbare Verbindung zwischen Bozen und dem Ritten brauche. Es war für niemanden  mehr hinnehmbar, hoch zu Ross oder mit Ochsen- bzw. Pferdefuhrwerken den beschwerlichen Weg (immerhin 1000 Höhenmeter) nach oben auf sich nehmen zu müssen. Anfang März des Jahres 1906 wurde mit dem Bau einer Bahntrasse (Bozen – Oberbozen – Klobenstein) begonnen, und diese nur 17 Monate später (eben am 13. August 1907) in Betrieb genommen.

Herbstidylle. – Foto: Sophie Pichler

Herbstidylle. – Foto: Sophie Pichler

Eine technische Meisterleistung (zum Vergleich: bis zur Fertigstellung der Straße von Bozen nach Klobenstein 1971 dauerte es fast elf Jahre. Im Jahr 1966 wurde die Zahnradstrecke durch eine Seilschwebebahn ersetzt – Bauzeit: zwei Jahre. Daher fuhr am 15. Juli 1966 die Lokalbahn das letzte Mal die Gesamtstrecke zwischen Bozen und Klobenstein.

Viele Menschen konnten sich eine Fahrt mit den vornehmen Jugendstilwaggons nicht leisten, weil die Fahrkarte sehr teuer war. Die kleinen Lokomotiven und die außergewöhnlichen Wagen waren zu dieser Zeit die modernsten der gesamten österreichisch-ungarischen Monarchie.

Bis zu 500 Arbeiter waren im Einsatz

Bahnhof Klobenstein. – Foto: Achim Meurer

Bahnhof Klobenstein. – Foto: Achim Meurer

Die Arbeiten waren beschwerlich und umfangreich. Ein Steinbruch am Abhang des Hörtenberges im Norden Bozens lieferte die nötigen Blöcke zum Erstellen der vielen Stützmauern und das benötigte Schottermaterial; beides wurde mit der Hand behauen. Bis zu 500 Arbeiter tummelten sich auf den Baustellen entlang der zukünftigen Verbindung; dafür waren Maschinen Mangelware.

Unverzichtbares Nahverkehrsmittel

Gastronomische Nachtfahrt. – Foto: Frieder Blickle

Gastronomische Nachtfahrt. – Foto: Frieder Blickle

Heute fährt die Rittner Bahn nur noch auf dem Ritten und verkehrt zwischen Oberbozen/Maria Himmelfahrt und Klobenstein. Das sind knapp sechs Kilometer. Immer wieder entdeckt der Fahrgast neue Ausblicke auf fruchtbare Wiesen, lichte Mischwälder und vor allem auf die massiven Dolomitengipfel. Das Bahnl ist für den Ritten ein unverzichtbares Nahverkehrsmittel und eine Kostbarkeit, die die Zeit überdauert hat.

Die Probleme häuften sich

Vorsicht, das Bahnl kommt. – Foto: Sophie Pichler

Vorsicht, das Bahnl kommt. – Foto: Sophie Pichler

Das junge Pflänzchen Rittner Bahn wurde sieben Jahre nach ihrer Eröffnung  mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges arg geschunden. Von 57 Bahnangestellten mussten 43 in den Krieg ziehen. Nach dessen Ende wurde der südliche Teil Tirols Italien zugesprochen – die Rittner Bahn kam unter italienische Verwaltung – die Probleme häuften sich. Die einheimische Bevölkerung fand sich mit den neuen Bahnbetreibern und den zum Teil neuen Bediensteten, zugewanderten Italienern, nicht zurecht.

Die Zeiten werden nicht besser

Knotenpunkt Oberbozen: Vom Tal schwebt die Seilbahn herein, die Rittnerbahn steht abfahrtsbereit Richtung Klobenstein bereit. – Foto: Marco Corriero

Knotenpunkt Oberbozen: Vom Tal schwebt die Seilbahn herein, die Rittnerbahn steht abfahrtsbereit Richtung Klobenstein bereit. – Foto: Marco Corriero

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 brachen für die Rittner Bahn noch einmal harte Zeiten an. Zum einen, weil in Oberbozen Militär stationiert war, zum anderen, da viele Bozener, die am Ritten Sommerfrischhäuser besaßen, pendelten, um den Luftangriffen auf Bozen zu entgehen.

Nachdem auf schlechte Jahre gute folgen, ist die „alte Dame“ bis heute ein verlässliches Nahverkehrsmittel, eine Südtiroler Attraktion und damit ein Tourismusmagnet sowie ein Stück liebgewonnene Tradition.

Gastronomische Nachtfahrten

Auch gewaltige Schneemassen können dem Rittner Bahnl nichts anhaben. – Foto: Sophie Pichler

Auch gewaltige Schneemassen können dem Rittner Bahnl nichts anhaben. – Foto: Sophie Pichler

 Was entsteht, wenn kreative Menschen Kulinarik, Kultur und eine über 100 Jahre alte Schmalspurbahn zusammenbringen? Am Ritten ist daraus die Idee für ein traumhaftes kulinarisches Eventkonzept geboren: die gastronomischen Nachtfahrten, die im bevorstehenden Sommer ihr 20-jähriges Jubiläum feiern und ein besonderes Dinner auf dem Sonnenplateau bieten. Während der Fahrt im historischen Jugendstilwagen erleben die Gäste an fünf Haltestellen der Rittner Bahn kulinarische Köstlichkeiten aus vier Rittner Hotelküchen.

Fahrzeugparade in der alten Remise. – Foto: Klaus Demar

Fahrzeugparade in der alten Remise. – Foto: Klaus Demar

An folgenden Terminen findet das kulinarische Event statt: 18. und 25. Juni sowie 9. und 16. Juli. Beginn ist jeweils um 19 Uhr am Bahnhof Oberbozen. Reservierungen in den Tourismusbüros Klobenstein (Tel.: +39 0471 356100 ) und/oder Oberbozen (Tel.: +39 0471 345245).

Im Preis (149.- Euro pro Person) enthalten sind ein Fünf-Gänge-Menü mit passenden Weinen und Gourmet-Bergapfelsäften; ein Musikensemble sorgt für Unterhaltung.

*Einige Passagen im Text wurden der Festschrift „100 Jahre Rittner Bahn“ entnommen.

Raushier-Reisemagazin

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