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Hochkönig: Wo einst Walter Scheel residierte

Maria Alm (802 Meter hoch gelegen), nur fünf Kilometer entfernt von Saalfelden im Salzburger Land, ist ein kleiner Ferienort, umrahmt von den Gipfeln des  Steinernen Meeres, den Pinzgauer Grasbergen und dem Hochkönig (2941 Meter). Ideal zum Urlaubmachen, egal in welcher Jahreszeit.

Die Pfarrkirche von Maria Alm mit ihrer weithin sichtbaren Kirchturmspitze gehört zu den schönsten ländlichen Marienheiligtümern des Pinzgaus. - Foto: Dieter Warnick

Die Pfarrkirche von Maria Alm mit ihrer weithin sichtbaren Kirchturmspitze gehört zu den schönsten ländlichen Marienheiligtümern des Pinzgaus. – Foto: Dieter Warnick

Das Gebiet hat ganzjährig seinen Reiz, und bietet ein breit gefächertes Angebot an Sportmöglichkeiten. Mit seinen Ortsteilen Hintermoos (895 Meter) und Hinterthal (1020 Meter) hat die Gemeinde 2200 Einwohner und kann im Jahr stolze 640 000 Übernachtungen vorweisen. Zusammen mit dem beschaulichen und verträumten Dienten (800 Einwohner/1071 Meter) und dem lebendigen, familienfreundlichen Mühlbach (1600/854) bilden die drei Gemeinden die Region Hochkönig (über eine Million Übernachtungen).

Für viele Besucher ist das kleine Dorf Hinterthal das beschaulichste Plätzchen am Hochkönig. Nicht nur wegen seiner Lage, sondern vor allem wegen seiner Ruhe. Die etwa 100 Einheimischen arbeiten vorwiegend im Gastgewerbe.

Viele Zweitwohnsitze

Was erstaunt, ist die Tatsache, dass sich acht Hotels angesiedelt haben – sehr viel für so eine kleine Ortschaft! Die Antwort auf die Frage, weshalb das so ist, verdeutlicht Sepp Hörl, der Tourismus-Obmann von Maria Alm: „Viele Gäste haben sich in Hinterthal ein Haus oder eine Wohnung gekauft oder gemietet, sie verbringen, wann immer es geht, ihre freie Zeit hier. Die meisten Häuser dienen ihnen als Zweitwohnsitz. Vor allem Deutsche, Holländer und Engländer haben sich bei uns niedergelassen. Und im Urlaub lässt man sich nun mal gerne bedienen und geht fein zum Essen. So erklärt es sich, dass es so viele gastronomische Betriebe gibt.“ Natürlich kann sich auch die Zahl an „normalen“ Urlaubsgästen sehen lassen. Die Auslastung der Hotels ist zufriedenstellend.

Prominenz gibt sich ein Stelldichein

Das Steinerne Meer beherrscht die Kulisse rund um Maria Alm. - Foto: Dieter Warnick

Das Steinerne Meer beherrscht die Kulisse rund um Maria Alm. – Foto: Dieter Warnick

Neben den häufiger im Jahr kommenden Zweitwohnsitz-Besuchern residiert in Hinterthal viel Prominenz. Die Prominenten leben quasi Haus an Haus, haben für sich den geeigneten Rückzugsort gefunden, und können hier, abseits vom Alltagstrubel und von den Einheimischen unbehelligt, ihre freie Zeit genießen.

Prominentester Einwohner Hinterthals war über fast vier Jahrzehnte Alt-Bundespräsident Walter Scheel. Anfang der 1960er Jahre ließ sich der FDP-Politiker hier nieder, wo er vom Wohnzimmerfenster aus die Tiroler Berge und Alpengipfel sehen konnte, wo er das Rauschen der Bäche und vielleicht auch das Röhren der Hirsche hören konnte. In Hinterthal sah er seine vier Kinder aufwachsen, hier trauerte er um seine beiden verstorbenen Frauen Eva und Mildred. Hierhin zog er sich zurück, wenn es galt, weitreichende Entscheidungen zu treffen, wegweisende Reden vorzubereiten oder im Allgemeinen und Besonderen über die Politik nachzudenken. Bei ihm zu Hause trafen sich aber nicht nur Politiker und Wirtschaftsbosse, nein, hier gaben sich Schauspieler und Schriftsteller, Medienschaffende und Fernsehverantwortliche die Klinke in die Hand. Auch nach seiner politischen Laufbahn verbrachte der Ehrenbürger von Maria Alm in Hinterthal noch viele Jahre, ehe er 2000 das Tal verließ und nach Berlin zog.

Unrühmliche Vergangenheit

Hinterthal - gestern wie heute Anziehungspunkt für die Prominenz. - Foto: Region Hochkönig

Hinterthal – gestern wie heute Anziehungspunkt für die Prominenz. – Foto: Region Hochkönig

Ein weiterer Prominenter, wenn auch mit sehr unrühmlicher Vergangenheit, wohnte bis zu seinem Tod am 2. November 2010 in Hinterthal – Reinhard N. Spitzy. Der gebürtige Grazer war ein ehemaliger SS-Hauptsturmführer, österreichischer und deutscher Diplomat, NS-Funktionär und von 1936 bis 1938 Sekretär des deutschen Botschafters Joachim von Ribbentrop (war von 1938 bis 1945, während der NSDAP-Diktatur, Reichsminister des Auswärtigen). Nach dem Zweiten Weltkrieg versteckte sich Spitzy in spanischen Klöstern, floh nach Argentinien, hielt sich ab 1958 wieder in Österreich auf, und lebte seit 1989 in Hinterthal.

Stillschweigendes Abkommen

Das unscheinbare Bergdorf ist immer noch sehr beliebt bei der Prominenz. Die Einheimischen rücken allerdings nicht heraus mit der Sprache, wer denn hier lebt und urlaubt. Da gibt es, so scheint es, ein stillschweigendes Abkommen untereinander. Von der Familie Sayn-Wittgenstein ist immer wieder mal die Rede, von den Familien Flick und Tengelmann, der amerikanischen Schokoriegeldynastie Mars, dem fränkischen Gipsfabrikanten Knauf, dem Textilhersteller Palmers, von der Modeschöpferin und Schmuckdesignerin Jette Joop. Doch die Hinterthaler halten es so, wie einmal das bayerische Original Karl Valentin bemerkte, und schmunzeln dabei: „Sicher ist, dass nix sicher ist.“

Wohlverdiente Rast nach einer langen Wanderung. - Foto: Region Hochkönig

Wohlverdiente Rast nach einer langen Wanderung. – Foto: Region Hochkönig

Warum sich die Prominenten gerade Hinterthal als Rückzugs-Refugium ausgesucht haben, weiß Obmann Hörl auch nicht mit Bestimmtheit zu sagen. „Ich weiß nur, dass Vorfahren der Familie Spitzy Besitzungen hatten, und sich in den 1970-er Jahren als Pioniere des alpinen Skilaufs hervorgetan haben. Zu dieser Zeit begann der Tourismus hier so richtig, vorher war es eher ein Jagdgebiet. Damals wurden von der Gemeinde viele Flächen freigegeben, ein richtiger Boom wurde ausgelöst, auch der Tatsache geschuldet, dass sich Walter Scheel bei uns niedergelassen hat.“

340 Wanderkilometer

Die Region rund um den Hochkönig ist prädestiniert für einen erholsamen Urlaub. Wanderwege für gemütliche und ambitionierte Touren gibt es zuhauf, insgesamt 340 Kilometer.  Hier wird jeder Bergfreund seinen Lieblingsweg finden. Und dass die Freunde des Golfsports (im Umkreis von 50 Kilometern befinden sich sieben Plätze) genauso auf ihre Kosten kommen wie Touren-Radfahrer oder Mountainbiker, das versteht sich von selbst. Maria Alm hat im Übrigen Anschluss an den „Tauernradweg“ und an das Radwegenetz des Pinzgauer Saalachtals.

Ein besonderes Schmankerl: der „Arnoweg“

Die meisten Häuser in Maria Alm weisen einen prächtigen Blumenschmuck auf. - Foto: Dieter Warnick

Die meisten Häuser in Maria Alm weisen einen prächtigen Blumenschmuck auf. – Foto: Dieter Warnick

Ein besonderes Schmankerl ist der „Arnoweg“, einer der schönsten Wege im Salzburger Land. Der europäische Weitwanderweg „Via Alpina“ verläuft in vier Tagesetappen von Bischofshofen nach Saalfelden am Fuße des Hochkönigs; und der „Salzburger Almenweg“ geht hier ebenfalls entlang – ein Genusswanderweg von Alm zu Alm. Ein Rundwanderweg, „Königsweg“ genannt, verläuft in sieben Tagesetappen (sechs Übernachtungen) am Fuße des „königlichen Gebirges“ von Maria Alm über Dienten und Mühlbach und wieder zurück. Insgesamt sind es 75 Kilometer. Um sein Gepäck muss man sich nicht kümmern, es wird am jeweiligen Abmarschtag abgeholt und befindet sich abends in der „neuen Behausung“ wieder. Wem die Strecke zu lang oder zu strapaziös ist, der kann natürlich jederzeit abbrechen.

Maria Alm – ein Dorf wie aus dem Bilderbuch

Maria Alm ist ein Ort wie aus dem Bilderbuch. Ursprünglich. Malerisch. Der traditionelle Dorfkern und die weithin sichtbare Kirchturmspitze sind das Wahrzeichen der Gemeinde, wobei die Pfarrkirche zu den schönsten ländlichen Marienheiligtümern des Pinzgaus gehört. Der Kirchturm ist mit 76 Metern Höhe der höchste Turm des Salzburger Landes.

dem Hochmais wartet die Steinbockalm zu einer gemütlichen Jause. - Foto: Dieter Warnick

dem Hochmais wartet die Steinbockalm zu einer gemütlichen Jause. – Foto: Dieter Warnick

Zum ersten „Einlaufen“ bestens geeignet ist eine kleine Tour auf dem „Almer“ Hausberg Natrun. Mit der Kabinenbahn „Dorfj@t“ geht es in wenigen Minuten von 806 Metern hinauf auf 1104 Meter. Dort hat man nicht nur einen schönen Ausblick, man kann sich auch bei einer leichten Wanderung bestens akklimatisieren, und wenn gewollt, in einer halben Stunde zu Fuß ins Dorf hinab gehen.

Aus den Triefen trieft es

Im „Almer“ (die Einheimischen lassen das „Maria“ weg) Ortsteil Hinterthal besonders sehenswert sind die Triefen, ein ganz spezielles Naturschauspiel. Ein etwa 100 Meter breiter Wasservorhang ergießt sich direkt aus dem Felsgestein in das Flüsschen Urslau. Das „Naturwunder“ der Triefen gilt im Raum Salzburg als einzigartig und wurde 2001 unter Naturschutz gestellt.

Diese beiden lustigen Gesellen lassen es sich einfach nur gut gehen. - Foto: Dieter Warnick

Diese beiden lustigen Gesellen lassen es sich einfach nur gut gehen. – Foto: Dieter Warnick

Wunderschöne Wanderungen finden wir auch rund um den Hochmais. Mit komfortablen Sechser-Sesseln sind wir – sowohl von Hinterthal als auch von Hintermoos aus – schnell auf 1630 Meter Seehöhe. Oben erwartet uns die Steinbockalm.

Das großzügige Gebäude verbindet Alt und Neu – die beiden urigen Hütten sind verbunden mit einem Bar-und Loungebereich; und die Sonnenterrasse gewährt herrliche Berg- und Talblicke.

Millionen investiert

Dass es sich hier – wie auch in Dienten und Mühlbach – verzüglich Ski fahren lässt, soll natürlich nicht unerwähnt bleiben. „Seit 2005 wurden rund 70 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert,“ berichtet Sepp Hörl, „vor allem in die Bergbahnen.

Saftiges Grün, schroffer Fels. - Foto: Region Hochkönig

Saftiges Grün, schroffer Fels. – Foto: Region Hochkönig

An den Liften gibt es jetzt keine Wartezeiten mehr.“ Nicht ohne Stolz berichtet der Tourismus-Obmann weiter, dass sich die Hochkönig-Region mit 150 Pisten-Kilometern zum zweitgrößten Skigebiet im Salzburger Land gemausert hat, noch vor Flachau-Wagrein (111 km) und Obertauern (100 km). Nur Saalbach-Hinterglemm/Leogang ist mit 200 Pisten-Kilometern unerreicht.

Zahlreiche Ermäßigungen

Um die Sommersaison weiter zu stärken – noch hat der Winter bei den Übernachtungen mit zirka 60 Prozent gegenüber 40 Prozent im Sommer die Oberhand – können die Gäste ab Mai 2012 in den Genuss der „Hochkönig-Card“ kommen, die zahlreiche Inklusivleistungen verspricht, zum Beispiel die freie Nutzung des Wanderbusses, Gratis-Teilnahme an einer geführten Wanderung oder kostenfreien Eintritt in die Schwimmbäder von Maria Alm und Mühlbach.

Auch für Kinder ist jede Menge geboten. - Foto: Region Hochkönig

Auch für Kinder ist jede Menge geboten. – Foto: Region Hochkönig

Des weiteren gibt es mit der „königlichen Karte“ zahlreiche Ermäßigungen von bis zu 30 Prozent. Bereits seit dem vergangenen November gibt es die Karte für die Wintertouristen, die damit beispielsweise Gratis-Zutritt zum Nachtskifahren in Maria Alm haben.

Informationen: Region Hochkönig, A-5761 Maria Alm, Am Gemeindeplatz 7, Tel.: (0043 6584) 2 03 88; region@hochkoenig.at

Raushier-Reisemagazin

Ein Gedanke zu „Hochkönig: Wo einst Walter Scheel residierte

  1. Walter Scheel konnte 1960 vom Fenster aus bestimmt keine Tiroler Berge sehn. Hinterthal liegt mitten im Pinzgau am Fuße des Hochkönig

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