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Lords of Backpacking: Bandar Seri Begawan – eine nikotin- und alkoholfreie Stadt

Nach einer 30-Stunden-Reise von Sumatra nach Bandar Seri Begawan, Brunei, fand ich endlich ein erschwingliches Zimmer und war froh, die Reise unbeschadet überstanden zu haben. Auf der Fahrt vom Lake Toba nach Medan hatte sich der Anhänger eines entgegenkommenden Lastwagens quer über beide Spuren gestellt.Glücklicherweise konnte sich unser Fahrer am Straßenrand an dem auf uns  zu rutschendem Ungetüm vorbei schmuggeln. Die Szene schien einem Chuck-Norris-Actionfilm entsprungen zu sein. Wenn man allerdings den Fahrstil der Indonesier in Sumatra betrachtet, fällt der  tonnenschwere Koloss  auch nicht mehr großartig ins Gewicht. Aber so ist das nun mal in einem Land, in dem geschätzte 60 Prozent der Fahrer keinen Führerschein haben.

Bandar Seri Begawan, Brunei.

Bandar Seri Begawan, Brunei.

In Brunei kann ich jedem budgetbewussten Reisenden nur das Jugendhostel in der Nähe des Busbahnhofs empfehlen. Leider war das zu meinem Besuch komplett von der Singapurer Polizei besetzt, die dort Trainingswochen hatten. So blieb mir nur die nächstgünstigere Variante für 33 Brunei-Dollar über. Die Währung ist 1:1 an den Singapur-Dollar gekoppelt. Ein Euro entspricht etwa 1,6  Brunei-Dollar. Die Übernachtungen in der Hauptstadt sind wirklich sehr teuer und so war ich letztendlich froh, dieses Schnäppchen gemacht zu haben.

Die Bruneien sind sehr freundlich und hilfsbereit. So hat mich gleich ein pensionierter Einheimischer ins Auto gepackt und zu dem Gasthaus gefahren. Zuvor allerdings wartete ich einige Zeit im Ungewissen auf einen öffentlichen Bus am Flughafen, der sich ein gutes Stück außerhalb befindet. Das Problem war, dass Taxis ebenfalls sehr teuer sind und kein Mensch einem sagen kann, wann und ob der nächste Bus kommt. Nachdem ich das Problem mit meinem Zimmer geklärt hatte, musste ich nur noch vier Stunden warten, bis ich es beziehen konnte. Da ich seit geraumer Zeit nichts gegessen und getrunken hatte, wollte ich mir in dieser Zeit ein schönes Mittagessen gönnen. Dies war allerdings auch erst nach zwei Stunden Wartezeit möglich, da das Freitagsgebet von 12 bis 14 Uhr gerade begonnen hatte. In dem muslimischen Staat ist es in dieser Zeit per Gesetz verboten, seine Läden zu öffnen und Handel zu treiben. Die Stadt gleicht in dieser Zeit einer Geisterstadt. Nur ein paar ahnungslose Touristen tappen irgendwo in der Gegend herum oder sitzen vor den geschlossenen Kaffeehäusern. Gut, da hätte man sich als Reisender einfach besser informieren müssen. Letztendlich kam ich zu meinem Essen und konnte meinen Flüssigkeitshaushalt endlich auffrischen.

Logo Lords of BackpackingWie es überall geschrieben steht, glänzt die Stadt mit erstaunlicher Architektur und einer einzigartigen Atmosphäre. Die goldene Kuppel des muslimischen Gotteshauses schimmert über die Stadt. Sie ist das teuerste Bauwerk dieser Art auf der Welt und hat laut Info eines Einheimischen 15 Millionen Brunei-Dollar verschlungen. Doch das ist es wert, schließlich gesellt sich der Sultan selbst zumindest jeden Freitag zur Mittagszeit zum Volk für das gemeinsame Gebet. Auch die Wasserstadt ist ein absoluter Hingucker.  Gut, was nun. Ich fragte fünf Einheimische was es noch an Sehenswürdigkeiten gibt und erhielt stets dieselbe Antwort, dass es nicht wirklich mehr gäbe und Sie bis auf das Einkaufs- und Unterhaltungscenter nicht mehr wüssten.

Bandar Seri Begawan, Brunei.

Bandar Seri Begawan, Brunei.

Dann ist da noch etwas, was dieser Stadt diesen anderen Flair verleiht. Es gibt keinen Tropfen Alkohol (nur in den guten Hotels für Gäste mit spezieller Karte) und selbst Zigaretten sind in der ganzen Stadt nicht erhältlich. Nicht offiziell! Es war fast schon witzig, als mich ein Bewohner in einen Hausflur lotste, um mir dort eine Schachtel zu übergeben. Er verwies mich darauf, diese Zigaretten nicht öffentlich auf der Straße zu rauchen, da das Schmuggelware sei. Ich befolgte den Rat meines Zigarettendealers und fand es erstaunlich, dass sie tatsächlich auch geheime und illegale Trinkabende veranstalten. Jedoch nur Personen aus dem Kreis des Vertrauens nehmen daran teil. Als ich erfahren habe, wie die Bestrafung aussieht, fand ich es nicht mehr so amüsant. Wird man mit mehr als einer Stange Zigaretten erwischt, muss man zwischen 10.000 und 20.000 Brunei Dollar zahlen und wird, jetzt kommts, mit einer Art Bambusstock dreimal gezüchtigt. Möchte nicht wissen was den Zigaretten-Dealern geschieht, wenn diese Informationen der Wahrheit entsprechen. Kein Wunder, dass der malaysische Nachbarort Miri am Wochenende vor lauter Partywütigen nur so brummt.

Allerdings bleibt auch wirklich zu sagen, dass ein sehr angenehmens Klima in dieser Stadt herrscht und man sich wohl und willkommen fühlt. Ich habe meinen kurzen – wegen den teueren Übernachtungspreisen – Aufenthalt sehr genossen und bin mir sicher, dass es keine vergleichbare Stadt auf dieser Welt gibt. Fazit: Brunei ist einfach anders und definitiv einen Besuch wert!

Raushier-Reisemagazin