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Im Taubenschlag: In den Straßen von Rangun

In Myanmar, dem einstigen Burma, keimt für die Menschen Hoffnung auf, nachdem die Militärjunta die Grenzen geöffnet und strenge Gesetze etwas gelockert hat. Impressionen aus einer bezaubernden Stadt.

Einsteigen als halsbrecherisches Manöver.

Einsteigen als halsbrecherisches Manöver.

Früh am Abend, die Sonne verschwindet hinter den Häusern der asiatischen Metropole – und die Taxifahrt vom Flughafen zum Hotel gerät zu einem Abenteuer. Obwohl es langsam dunkel wird, bleiben die Lichter der Autos ausgeschaltet. „Das Sparen steckt uns im Blut“, sagt Jo, der Taxifahrer, während er seine in die Jahre gekommene Droschke behutsam durch die unbeleuchteten Straßen steuert. Als quasi nichts mehr zu erkennen ist, knipsen die Autos endlich ihr Abblendlicht an.

Der Verkehr fließt äußerst zäh. Auffallend viele Busse prägen das Straßenbild. Auf deutschen Straßen würden die meisten sofort aus dem Verkehr gezogen, so jämmerlich ist ihr Zustand. Wer dieses Verkehrsmittel nutzt, hat es nicht leicht. Nur kurz halten die Kraftwägen an. Manche Passagiere besteigen die Busse, ehe sie halten. “Jalla, jalla!” rufen die Männer, die in der offenen Tür stehen und die Fahrgäste in den Bus hineinziehen. Schnell, schnell!

Taubenplage.

Taubenplage.

Nach einem frugalen Frühstück im Hotel, das den Vergleich mit einer Herberge aus seligen DDR-Zeiten nicht zu scheuen braucht, heißt es: Hinaus in die Stadt. Sie ist voller Tauben. In Scharen bevölkern sie den Boden, lümmeln gurrend auf den Stromkabeln herum und flattern im Pulk empor, sobald sie aufgeschreckt werden. Was das für eine asiatische Stadt bedeutet, wo gemeinhin viel auf der Straße gekocht und gleich zum Verzehr verabreicht wird, kann man sich leicht ausmalen. Kein Wunder, dass mit allen Händen und Füßen nach den “Ratten der Lüfte” geschlagen wird, um sie zu vertreiben.

Wunderschön gelegen mitten in der Stadt befindet sich der große Kandawgyi-See, mit seinen Bäumen und blühenden Gärten eine Oase der Ruhe. Auffallend viele Paare zieht es auf eine kleine Insel. Ein Liebesnest für die Mittagspause: Hinter großen Steinen verborgen wird gekichert, andere sitzen eng umschlungen auf einer Bank und blicken unter dem schützenden Schirm versonnen auf das mit Seerosen übersäte Gewässer.

Hingebungsvoll betende Menschen.

Hingebungsvoll betende Menschen.

In der Shwedagon Pagode, im Westen des Sees gelegen, lässt sich spielend ein ganzer Tag verbringen. Einfach atemberaubend, was im geistigen Zentrum vieler Burmesen an kulturellen Schätzen geboten wird. Stundenlang kann man durch die weitgestreckte Anlage der Stupa stromern und immer wieder etwas Neues entdecken. „Darunter sind zum Beispiel auch Tempel für am Mittwoch Geborene oder eineiige Zwillinge“, erläutert Fremdenführerin Aung.

Beeindruckend, wie intensiv die Menschen ihrem Glauben nachgehen. Von einem Moment auf den anderen lassen sie sich spirituell fallen, ob an einem Tempel, einem ruhigen Plätzchen unter den zahlreichen Schatten spendenden Bäumen oder sogar inmitten großer Menschenansammlungen.

Goldbedeckte Pagode in gleißender Sonne.

Goldbedeckte Pagode in gleißender Sonne.

Als es langsam auf den Abend zugeht, kommen immer mehr Menschen hinauf auf die Pagode. Vor allem Touristen zieht es nun hierher. Die untergehende Sonne taucht die goldene Kuppel in ein gleißendes Licht – ein beliebtes Fotoobjekt. Gedrückt wird auf den Auslöser, was das Zeug hält. Solche Momente gibt es nicht oft im Leben.

Freundliche Blicke überall

Und immer wieder diese freundlichen Blicke, die einem wie Friedenstauben zuflattern. Fast flehend sucht man Augenkontakt. Bisweilen wird man auch “angegafft” wie ein Außerirdischer. Vor allem Kinder und Jugendliche, denen in der Schule leider noch ein verqueres Weltbild vermittelt wird, gefallen sich darin. Menschen in einem armen, abgeschotteten Land.

Raushier-Reisemagazin