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Serfaus: Mit der U-Bahn zur Bergbahn

Wer oder was ist das? Es ist 29 Jahre alt, gebürtiger Tiroler, fast 1,3 Kilometer lang, fährt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 40 Stundenkilometern und hat eine maximale Neigung von 5,35 Prozent?  Und was haben Wien und das Bergdorf Serfaus gemeinsam? Menschen, die gerne dort leben, das ist klar. Auch schicke Hotels. Und viele Touristen. Und was noch?

Die U-Bahn von Serfaus gilt als die zweitkleinste U-Bahn der Welt. Auf der 1,2 Kilometer langen Strecke gibt es vier Haltestellen, hier die an der Kirche. – Foto: Dieter Warnick

Die U-Bahn von Serfaus gilt als die zweitkleinste U-Bahn der Welt. Auf der 1,2 Kilometer langen Strecke gibt es vier Haltestellen, hier die an der Kirche. – Foto: Dieter Warnick

Um schnell Erhellendes ins Dunkel zu bringen, hier die Auflösung: Eine Untergrundbahn! Serfaus kann sich nämlich rühmen, neben der U-Bahn in der Hauptstadt der einzige Ort in der Alpenrepublik zu sein, der auf ein derartiges Fortbewegungsmittel zurückgreifen kann. Das kann weder Graz, Linz oder Salzburg noch Innsbruck, Klagenfurt oder Villach bieten. Und die 1100 Einwohner von Serfaus sind auch mächtig stolz auf ihre Errungenschaft.

Lebensqualität der Einwohner war einfach zu stark beeinträchtigt

Der Campanile der Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt von Serfaus kommt fast mediterran daher. Der frei stehende, 36 Meter hohe Kirchturm, steht der Überlieferung nach an der Stelle eines ehemaligen römischen Wachturms. Er trägt einen massiv gemauerten Steinhelm. – Foto: Dieter Warnick

Der Campanile der Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt von Serfaus kommt fast mediterran daher. Der frei stehende, 36 Meter hohe Kirchturm, steht der Überlieferung nach an der Stelle eines ehemaligen römischen Wachturms. Er trägt einen massiv gemauerten Steinhelm. – Foto: Dieter Warnick

Der Grund dafür ist ganz einfach: Weil die Serfauser Dorfstraße am Talschluss endet, dort, wo es hinaufgeht ins Ski- und Wandergebiet, wurde der beschauliche Ort – vor allem in den Wintermonaten – von einer Blechlawine heimgesucht. Die Lebensqualität der Einwohner wurde immer mehr beeinträchtigt. Im Jahr 1970 beschloss der Gemeinderat, die Dorfstraße für den Verkehr zu sperren und nur noch Hotelgäste bis zu ihrer Unterkunft fahren zu lassen. Das ist heute immer noch so. Von der Gemeinde eingesetzte Busse, die Touristen durch den Ort beförderten, stießen, wegen der großen Zahl an Urlaubern, bald an die Grenzen ihrer Kapazität, und so war die Idee einer Untergrundbahn geboren. Ein großer Parkplatz am Dorfeingang wurde angelegt und „zwingt“ die Tagestouristen seit 1985, ihre Autos hier abzustellen. Nur wenige Meter von dort entfernt steigt man in die U-Bahn ein und ist in sieben Minuten an den Talstationen der Serfauser Bergbahnen. Insgesamt gibt es vier Haltestellen: Parkplatz, Kirche, Raiffeisenkasse und Seilbahn. Die Fahrt ist kostenlos; jährlich werden annähernd 850 000 Gäste damit befördert.

Wanderwege im Gebiet oberhalb von Serfaus gibt es zur Genüge. – Foto: Dieter Warnick

Wanderwege im Gebiet oberhalb von Serfaus gibt es zur Genüge. – Foto: Dieter Warnick

Im Juli 1984 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, und schon eineinhalb Jahre später erfolgte die Inbetriebnahme der fahrerlosen Dorfbahn, die im Fachjargon eine „Luftkissenschwebebahn“ ist. Sie gilt nach der türkischen Tünel (im europäischen Teil Istanbuls gelegen und gut 600 Meter lang) als die zweitkleinste U-Bahn der Welt.

Vom einfachen Quartier bis zur 5-Stern-S-Wellnessresidenz

Direkt an der Mittelstation Komperdell befindet sich auf 2000 Metern das höchste Spiegellabyrinth der Welt. – Dieter Warnick

Direkt an der Mittelstation Komperdell befindet sich auf 2000 Metern das höchste Spiegellabyrinth der Welt. – Dieter Warnick

Serfaus, das auf einem sonnigen Hochplateau liegt und umrahmt wird von der mächtigen Samnaungruppe und den Ötztaler Alpen um die Gipfel des Furglers (3004 Meter), Kübelgrubenkopfs (2870) und der Gamsbergspitze (2803), liegt auf 1427 Metern im Oberen Inntal unweit von Landeck und bildet zusammen mit den historischen und geschichtsträchtigen Dörfern Fiss und Ladis seit ihrer Fusion im Jahr 2005 den Tourismusverband Serfaus-Fiss-Ladis. Nach Südtirol zum Reschenpass sind es nicht einmal 50 Kilometer, und in St. Moritz in der Schweiz ist man auch in eineinhalb Autostunden.

Dorfansicht Serfaus: Auf über 1400 Metern fühlen sich etwa 1100 Einwohner pudelwohl. – Foto: Foto Meyer, Serfaus

Dorfansicht Serfaus: Auf über 1400 Metern fühlen sich etwa 1100 Einwohner pudelwohl. – Foto: Foto Meyer, Serfaus

Serfaus ist von den drei Orten der touristisch frequentierteste, wirkt ein klein wenig mondän und trumpft trotzdem mit ländlicher Gediegenheit auf. Neben zahlreichen Unterkünften (vom Hotel-Garni bis zur Ferienwohnung) für den nicht ganz so üppig gefüllten Geldbeutel, gibt es 30 Hotels der gehobenen und höheren Klasse bis hin zur luxuriösen 5-Sterne-Superior-Wellnessresidenz. Keines dieser großen Häuser wirkt jedoch so abgehoben, dass es das friedliche Ensemble von Serfaus zwischen Alt und Neu stören würde – im Gegenteil: das Dorfbild hat sich im Laufe der Jahre kaum verändert.

Hinweistafeln bringen dem Gast die Vergangenheit von Serfaus in kurzer und sachlicher Form näher. – Foto: Dieter Warnick

Hinweistafeln bringen dem Gast die Vergangenheit von Serfaus in kurzer und sachlicher Form näher. – Foto: Dieter Warnick

So gibt es bei einem Spaziergang noch den einen oder anderen Bauernhof mitten im Ort zu entdecken, einige herrliche, alte Holzhäuser sowie Scheunen und baufällig aussehende Ställe. Der Kirchturm der Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt im Dorfzentrum kommt wie ein italienischer Campanile daher, dessen Dach ungewöhnlich geformt ist und an eine Bischofsmütze erinnert. Sie wurde um das Jahr 1500 im gotischen Stil erbaut und legt Zeugnis ab von den rätoromanischen Wurzeln des Ortes. Heute dient das Gotteshaus als Wallfahrtskirche, weil es irgendwann zu klein geworden war; unmittelbar daneben entstand die neue Kirche. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde sie barockisiert und bekam damit das heutige Aussehen.

Fiss, die „Propere“

Mag an seinen Rändern manches neu entstanden sein, so ist Fiss doch in seinem Kern noch ganz Dorf geblieben. – Foto: Foto Meyer, Serfaus

Mag an seinen Rändern manches neu entstanden sein, so ist Fiss doch in seinem Kern noch ganz Dorf geblieben. – Foto: Foto Meyer, Serfaus

Nur drei Kilometer entfernt von Serfaus liegt Fiss (1436 Meter hoch gelegen/1000 Einwohner), der mittlere der drei Orte. Es ist ein stolzes und selbstbewusstes Bergbauerndorf, in dem es ruhig und beschaulich zugeht. Mag an seinen Rändern manches neu entstanden sein, so ist Fiss in seinem Kern noch ganz Dorf geblieben, proper herausgeputzt und überschaubar, heiter und lieblich – unkompliziert. Unübersehbar ist die Pfarrkiche aus dem Jahr 1717; ihre Geschichte als Kapelle geht zurück bis ins Jahr 1310.

Ladis: Scheu und versteckt

Hoch über dem Inntal bewacht die aus dem 13. Jahrhundert stammende Burg Laudeck die Ortschaft Ladis. – Foto: Foto Meyer, Serfaus

Hoch über dem Inntal bewacht die aus dem 13. Jahrhundert stammende Burg Laudeck die Ortschaft Ladis. – Foto: Foto Meyer, Serfaus

Fast ein wenig scheu und versteckt, dennoch erfrischend und natürlich, mutet das sechs Kilometer von Fiss entfernte Ladis (1200 Meter/550 Einwohner) an. Bewacht wird der Ort von der aus dem 13. Jahrhundert (erste urkundliche Erwähnung 1239) stammenden Burg Laudeck, die ursprünglich ein römischer Wachturm war. Zu ihren Füßen dehnt sich der verwunschene Schlossweiher aus. Das Dorf wurde durch die Rätoromanen geprägt, die Häuser schmiegen sich malerisch aneinander, einige davon sind mit herrlichen  Fassadengemälden verziert. Als im 17. Jahrhundert eine Mineralquelle erschlossen wurde, reiste vor allem der bayerische Adel zur Kur an; am bäuerlichen Wesen von Ladis änderte dies jedoch bis heute nichts. Wer Ruhe will, der ist hier goldrichtig.

Und weil das Hochplateau von der Sonne bevorzugt wird, zählen Serfaus, Fiss und Ladis zu den sonnigsten Orten in Tirol.

Alles rund um die Familie

Das Urlaubsangebot richtet sich – sowohl im Sommer als auch im Winter – besonders an die Bedürfnisse von Familien; so steht in den warmen Monaten neben Wander- und Bergsportangeboten ein riesiges Freizeitangebot für Kinder zur Verfügung. Wer in Serfaus, Fiss oder Ladis wohnt, der erhält gegen Eintausch der Gästekarte die Super-Sommer-Card, mit der man gratis die Gondelbahnen und den Wanderbus benutzen kann. Im Winter ist natürlich vorrangig Skifahren angesagt. Nachdem sich die Skigebiete Serfaus und Fiss-Ladis in der Wintersaison 1999/2000 zusammengeschlossen haben, lässt das Skigebiet keine Wünsche offen.

Sieben Aufstiegshilfen führen nach oben

Nur einen kurzen Spaziergang von der Mittelstation Komperdell entfernt liegt das Areal des interaktiven Wasserspielparks Murmliwasser. – Foto: www.foto-mueller.com

Nur einen kurzen Spaziergang von der Mittelstation Komperdell entfernt liegt das Areal des interaktiven Wasserspielparks Murmliwasser. – Foto: www.foto-mueller.com

Bleiben wir im Sommer: Von den drei Orten aus bringen insgesamt sieben Aufstiegshilfen den Gast nach oben. Und dort entfaltet sich die ganze Schönheit der Tiroler Westalpen. Zahlreiche Wege stehen dem Wanderer offen, und auf einen sei ganz besonders hingewiesen: den Panorama-Genussweg. Von Serfaus aus fährt man mit der Komperdell-Gondelbahn zur Mittelstation auf 1980 Meter und wandert dann auf einem breiten, gut ausgebauten Weg ohne große Höhenunterschiede Richtung Fiss zur Möseralm (1812 Meter). Das herrliche Panorama der 3000er ist eine Augenweide.

Wer jedoch eine richtig große Tour plant, der marschiert von der Möseralm zur Mittelstation der Schönjochbahn, weiter zur Frommes Alp, und über den Erholungs- und Grillpark Rabuschl und Falterjöchl, einem  Aussichts- und Ruheplatz mit Genussstation, nach Ladis. Und wer zwischendurch eine Pause benötigt, den erwarten statt karger Bänke Hängematten, Strandkörbe und ergonomische Ruheliegen.

Ausgedehnten Wanderungen steht nichts im Wege. – Foto: Foto Meyer, Serfaus

Ausgedehnten Wanderungen steht nichts im Wege. – Foto: Foto Meyer, Serfaus

Früher war die Region bekannt als Eldorado für Schmuggler. Kostbarkeiten wie Kaffee, Zigaretten, Saccharin oder Nylonstrümpfe wurden über geheime Routen aus dem nahen Samnaun bis nach Innsbruck transportiert. Dem wurde nun Rechnung getragen und ein neuer Wanderweg, der „Schmugglersteig“ begehbar gemacht. Die sechsstündige Wanderung erfordert schon eine gewisse Kondition und Trittsicherheit, ist aber dank der Komperdell- und Lazidbahn (sie endet auf 2350 Metern) zu Beginn und zum Ende der Tour nicht mit allzu großen Höhenunterschieden versehen.

Ausgewogene Mischung

Für Kinder bis mittleren Alters sind zahlreiche Spiel- und Erlebnisstationen nahe der Mittelstation Komperdell in Serfaus angeordnet. Murmli-Club heißt das Paradies für den Nachwuchs hier. Im höchsten Spiegellabyrinth der Welt begegnen diese dem Serfauser Maskottchen Murmli. Das Murmliwasser erstreckt sich über 15 000 m²; in der Nähe gibt es ein Murmeltiergehege mit echten Murmeltieren, ein begehbares Murmeltier-Höhlensystem, ein Murmli-Rodeo; auf dem Murmlitrail dreht sich dann alles um das Maskottchen. Viele andere interessante Entdeckungen (unter anderem Goldschürfen) lassen die Zeit im Flug vergehen.

Vor diesem Bergpanorama macht Mountainbiken besonders viel Spaß. – Foto: www.frankheinrich.de

Vor diesem Bergpanorama macht Mountainbiken besonders viel Spaß. – Foto: www.frankheinrich.de

Ältere Kinder und Jugendliche werden im Sommer-Funpark Fiss mit „Fisser Flitzer“, „Fisser Flieger“ und „Skyswing“ große Augen machen, und auch den Trampolin- und Slackline-Park lieb gewinnen. Wer als Mountainbiker bergab sein Glück versuchen will, der ist im Bikepark richtig, und der Waldseilpark X-Trees-Funzone bietet Kletterspaß vom Feinsten. Die Fisser Gonde, ein Themenwanderweg im Naturschutzgebiet, führt auf fast 2000 Höhenmetern hinein in die Fisser Vergangenheit. 25 Stationen sollen das Wissen über die alpine Bergwelt vertiefen.

„Urlaubs-Oscar“

Murmli, das Serfauser Maskottchen, ist vielerorts anzutreffen. – Foto: www.foto-mueller.com

Murmli, das Serfauser Maskottchen, ist vielerorts anzutreffen. – Foto: www.foto-mueller.com

Da darf Ladis natürlich in nichts nachstehen. Im Erlebnispark des Riesen Wode kommt man sich wie ein Zwerg vor, das Wodebad am Teich wird von riesigen Tieren und Pflanzen bevölkert, und Fliegenpilze kreuzen den Weg im Riesen-Abenteuerland. Kreativität bei Kindern und Jugendlichen ist gefragt, wenn es auf den Forscherpfad geht.

Da ist es durchaus verständlich, dass der Urlaubs-Oscar in der Kategorie „Beste Familienunterhaltung in den Alpen in drei Akten“ an die beliebte Ferienregion Serfaus-Fiss-Ladis geht.

Lesen Sie auch unseren Hoteltipp für Serfaus.

Informationen: Serfaus-Fiss-Ladis Information, A-6534 Serfaus/Tirol, Tel.: (0043 5476) 6239; E-Mail: info@serfaus-fiss-ladis.at; Internet: www.serfaus-fiss-ladis.at

Raushier-Reisemagazin