zurück



Die Sarntaler sind ein bodenständiges Bergbauernvolk

Die Sarner, so steht es überall geschrieben, und so behaupte(te)n es auch die Einheimischen selbst, früher wie heute, sind bemerkenswerte Menschen. Und sie haben Recht, wenn man sie etwas näher kennengelernt hat. Einmalig und unnachahmlich sind sie, schlagfertig und witzig, gastfreundlich und hilfsbereit – aber auch schüchtern und zurückhaltend, mitunter rau und unnahbar, vor allem aber: der Tradition und dem Brauchtum verpflichtet, und mit einer ausgeprägten Liebe zu ihrer Heimat. Ein bodenständiges Bergbauernvolk eben!

Sarthein ist der Hauptort des Sarntals.

Sarthein ist der Hauptort des Sarntals.

Und wo leben und wohnen die Sarner? Ganz einfach – im Zentrum Südtirols. Denn ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass sich das Sarntal genau in der Mitte der Städteachse Sterzing (Norden) – Brixen (Osten) – Bozen (Süden) und Meran (Westen) befindet.

Und so sprechen die Sarner von ihrem Tal auch vom “Herzen Südtirols”. Sie leben eingebettet in einer intakten bäuerlichen Landschaft, und werden umgeben – ähnlich dem Aussehen eines Hufeisens – vom Kranz der Sarntaler Alpen.

Die flächenmäßig größte Gemeinde Südtirols

Das urige Sarntal mit seinem historisch anmutenden Hauptort Sarnthein (961 Meter hoch gelegen) ist mit 303 Quadratkilometern die flächenmäßig größte Gemeinde Südtirols, und liegt zwischen dem Ritten und dem Tschögglberg nördlich von Bozen. Es ist 50 Kilometer lang; eine mit 18 Tunnels versehene, gut ausgebaute, wenn auch sehr kurvenreiche Straße, führt durch eine sehenswerte Porphyrschlucht. In den kommenden Jahren sollen zwei große Tunnels gebaut werden, um zum einen die Strecke zu begradigen, und zum anderen die Fahrzeit nach Bozen (und zurück) zu verkürzen.

Von 140 Gipfeln umgeben

Die Sarntaler haben ein ganz spezielles Verhältnis zu ihrer Tracht.

Die Sarntaler haben ein ganz spezielles Verhältnis zu ihrer Tracht.

Die sanften, mitunter aber auch ziemlich steilen Hänge und die meist sehr kleinen, insgesamt 28 Ortsteile (die wichtigsten sind Bundschen, Nordheim, Astfeld, Reinswald, Durnholz, Aberstückl, Weißenbach und Pens) werden von 140 Berggipfeln umschlossen. Durch die früher unzugängliche Schlucht im Süden war das Tal Jahrhunderte lang wie von der Außenwelt abgeschnitten. Oft scheint das immer noch so zu sein, denn die italienisch sprechende Bevölkerung ist mit nicht einmal zwei Prozent stark in der Minderheit. Der Anteil der deutsch sprechenden Menschen beziffert sich auf annähernd 98 Prozent.

Es geht beschaulich zu, und die Menschen hier führen ein ruhiges Leben, von Massentourismus ist hier keine Spur zu finden. Das beweist am besten die Tatsache, dass das idyllische Tal mit seinen nicht einmal 7000 Einwohnern lediglich 1500 Gästebetten zu bieten hat. Im Hauptort Sarnthein (2000 Einwohner), von den Sarnern nur “das Dorf” genannt, spielt sich der Hauptteil des gesellschaftlichen Lebens ab. Hier verdienen viele Familien ihr Brot durch oft uralte Handwerksberufe, während die Dörfer und Weiler außen herum stark bäuerlich geprägt sind, und die Viehwirtschaft, dank der fruchtbaren Böden, im Vordergrund steht.

Alte Kunsthandwerke

Weiter hinten im Tal kommt der Durnholzer See mit der Kirche zum heiligen Nikolaus zum Vorschein.

Weiter hinten im Tal kommt der Durnholzer See mit der Kirche zum heiligen Nikolaus zum Vorschein.

Neben Weben, Korbmachen, Pfeifenschnitzen und Drechseln ist das Sarntal geradezu berühmt für das Jahrhunderte alte Kunsthandwerk der Federkielstickerei. Mit gespaltenen Federkielen von Pfauen werden vor allem Gebrauchsgegenstände aus Leder, wie Gürtel und Hosenträger (“Krax’n”) bestickt, heutzutage aber auch vermehrt Schlüsselanhänger, Geldbörsen, Handtaschen und Schuhe. Es bedarf sehr viel Geschick und Geduld, um die aufgezeichneten Ornamente mit einer Ahle Stich für Stich fein säuberlich aufzusticken. So ist es nicht verwunderlich, wenn die kunstvolle Verzierung eines Bauchgurts, der sogenannten “Fatsch”, schon mal 200 Arbeitsstunden in Anspruch nehmen kann. Nicht umsonst beträgt die Lehrzeit dieser “Kunst” fünf Jahre!

Die Sarner tragen ihre so geschmückte Tracht natürlich voller Stolz – sie wissen um das Fest für’s Auge -,  und das nicht nur an Sonn- und Feiertagen. Auch an Wochentagen wird diese Kleidung oftmals angezogen. Sie wird seit Urzeiten als “Bayrische” bezeichnet, und gehört zu den Schönsten im deutschsprachigen Raum. Die Frauentracht ist bunt und reich an Details, die der Männer alpenländisch, wobei der Kopfschmuck etwas an das Balzverhalten im Tierreich erinnert. Denn die allesamt schwarzen Hüte sind mit Bändern verziert, die in ihrer Farbe alles über den Familienstand des jeweiligen Trägers aussagen. Ist ein Band rot, ist der Träger ledig, ist die Kordel grün, dann ist er verheiratet. Kleider machen eben Leute.

Ein Besuch im Rohrerhaus

Am Durnholzer See findet der Gast Ruhe und Besinnlichkeit.

IAm Durnholzer See findet der Gast Ruhe und Besinnlichkeit.

Wie sich das Leben früher abgespielt hat, verdeutlicht ein Besuch im Rohrerhaus im Ortszentrum Sarntheins. Erstmals um 1280 erwähnt, galt Hof früher als einer der Größten des Tals. Dank finanzkräftiger Geldgeber und der ehrenamtlichen Tätigkeit des “Vereins Rohrerhaus” wird die Sarner Geschichte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Verlässt man Sarnthein in nördlicher Richtung, teilt sich das Tal nach wenigen Kilometern bei Astfeld in das Pensertal, von wo aus man über das Penser Joch nach Sterzing kommt, und in das wildromantische Durnholzer Tal. Hier bildet der gleichnamige See den Talschluss.

Hoch gelegene Bauernhöfe

: "Fesche Madln" und "resche Buam" - im Sarntal führt der Weg über die Musik zueinander.

„Fesche Madln“ und „resche Buam“ – im Sarntal führt der Weg über die Musik zueinander.

Das 1568 Meter hoch gelegene Durnholz ist in jeder Hinsicht ein Bergdorf. Die Bauernhöfe liegen fast allesamt über der 1500-Meter-Grenze. Die Wiesen und Äcker sind sehr steil, die Arbeit beschwerlich und der Ertrag gering. Absolut sehenswert ist die Kirche zum Heiligen Nikolaus, die mit zahlreichen Fresken ausgestattet ist. Erst 1986 ist ein 150 Quadratmeter großer Zyklus zum Vorschein gekommen, der die Leidensszenen Christi und andere biblische Gestalten zum Thema hat. Die Bilder wurden von Experten als sensationeller Kunstfund bezeichnet. Am Ende des Tals liegt der Durnholzer See, umgeben von Wiesen  und Wäldern; er ist zum Baden aber nur für ganz Hartgesottene geeignet, wird das Wasser in den Sommermonaten nur selten wärmer als zwölf Grad. Dafür darf im Winter nach Herzenslust Schlittschuh gelaufen werden.

450 Kilometer markierte Wege

Umgeben von gesunden Wältern und saftigen Wiesen ist Sarthein die Heimat eines bodenständigen Bergbauernvolkes.

Umgeben von gesunden Wältern und saftigen Wiesen ist Sarthein die Heimat eines bodenständigen Bergbauernvolkes.

Wanderer kommen natürlich voll auf ihre Kosten im Sarntal. 450 Kilometer an markierten Wegen wollen erobert werden, und es geht mitunter hoch hinauf. Das Wahrzeichen des Tals, die Sarner Scharte (2460 Meter) ist weithin sichtbar, Touren zum Latzfonser Kreuz (2300), zum Tellerjoch (2520) und zur Tellerjochspitze (2563), der Jakobspitze (2742), dem Tagwaldhorn (2708) und der Hohen Scheibe (2556) setzten allerdings eine gute Kondition voraus. Das Kirchlein am Latzfonser Kreuz übrigens ist die höchstgelegene Wallfahrtskirche Südtirols; die Pilgerstätte zählt zu den höchsten Europas.

Nicht ganz so viel Kondition braucht es, wenn man im Winter in Reinswald (1570 bis 2460 Meter), dem schneesicheren Skigebiet des Sarntals, die Pisten hinunter wedeln will. 22 Kilometer gibt es, aber das kleine, übersichtliche Gebiet wartet mit breiten Pisten auf und ist prädestiniert für Familien mit Kindern.

Informationen: Tourismusverein Sarntal, Europastr. 15, I-39058 Sarnthein, Tel.: (0039 9471) 62 30 91, Fax: (0039 0471) 62 23 50; www.sarntal.com

Fotos: Tourismusverband Sarntal

Raushier-Reisemagazin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert