zurück



Marmolada: Dem Wahnsinn ganz nah

In Superlative zu verfallen, gerade in heutiger Zeit, das ist schon fast alltäglich. Toll, krass, geil…., schon für die biedersten Dinge werden Ausdrücke verwendet, die maßlos übertreiben. Doch für einen Skitag auf der Marmolada, der “Königin der Dolomiten”, das passende Wort zu finden, fällt wirklich schwer. Wahnsinn ist vielleicht das richtige. Schon der Anblick ist unvergesslich.
Von der Talstation Malga Ciapela (1446 Meter) begeben wir uns nach oben. Dort angekommen, bietet sich ein Panoramablick über die Dolomiten, der uns sprachlos macht und einem das Gefühl gibt, die ganze Welt überblicken zu können. Ein Genuss für alle Sinne. Dazu das Licht. Der Schnee. Und die Vorfreude auf die bevorstehende Abfahrt… Es ist eben etwas ganz Besonderes. Uns stockt der Atem.

Die Gipfel sind zum Greifen nah

Die Marmolada, die “Königin der Dolomiten“. - Foto: Fotoriva

Die Marmolada, die “Königin der Dolomiten“. – Foto: Fotoriva

Längere Zeit dort oben zu verweilen und den Rundblick zu genießen, ist, ohne Übertreibung, eine Wucht. Ob Rosengarten, Schlern, Langkofel, die Sellagruppe – die Gipfel sind zum Greifen nah. 270 Millionen Jahre brauchte die Schöpfung, um diese gewaltigen Berge aufzutürmen. “Das Panorama auf der höchsten Spitze der Marmolada ist nicht nur weit und schön, sondern auch in hohem Maße charakteristisch.” Den Worten des Wieners Paul Großmann (1838 bis 1908), dem erfolgreichen Dolomitenerschließer und Marmolada-Erstbesteiger (1864) –  ist nichts hinzuzufügen. Was heute so einfach ist, nämlich die Marmolada hinauf- und auf gut präparierten Pisten hinunter zu kommen, war früher eine Tortur. Aufstiegshilfen gab es keine, Pistenraupen sowieso nicht. Dennoch ließen es sich die Eisernsten der Eisernen nicht nehmen, schon im Jahr 1914 auf der Marmolada mit Skiern unterwegs zu sein.

1933 ging’s so richtig los

Auf dem Passo Pardon. - Foto: Fotoriva

Auf dem Passo Pardon. – Foto: Fotoriva

Ab 1933 wurde der Berg für das Skilaufen so richtig entdeckt. Erste Rennen ermittelten den Schnellsten. Regeln gab es so gut wie keine, wer als Erster im Ziel war, hatte gewonnen. Die ideale Streckenführung musste sich jeder Teilnehmer selbst suchen. Die Abfahrt erstreckte sich über drei Kilometer bei einem Höhenunterschied von 1200 Metern.

Schneebedeckte Berge wohin das Auge reicht. - Foto: Dolomiti Superski

Schneebedeckte Berge wohin das Auge reicht. – Foto: Dolomiti Superski

Der Initiator der Marmolada-Skirennen, der Südtiroler Dr. Gunther Lange, selbst begeisterter Bergsteiger und im Winter Tourengeher und Skifahrer, hatte immer ein flaues Gefühl im Magen, wenn er die verwegenen Rennläufer den Berg hinunter sausen sah. Was wäre, so fragte er sich, wenn man an Stelle der stumpfsinnigen Abfahrten die Sportler dazu bringen könnte, durch weiträumig gesteckte Tore zu jagen? Das Tempo würde zu Gunsten der Sicherheit gedrosselt werden.

Und siehe da, die verwegenen Burschen waren von der Idee Langes hellauf begeistert. Im März 1935 fand der erste Riesentorlauf statt – und damit ist diese alpine Disziplin von der Landkarte des Sports nicht mehr weg zu denken. 1950 wurde in Aspen/Colorado das erste Weltmeisterschaftsgold vergeben. Und zwei Jahre später – bei den Winterspielen in Oslo – ist der Riesenslalom olympisch!

Zwölf Kilometer lange Abfahrt

Ein Genuss für alle Sinne. - Foto: Dolomiti Superski

Ein Genuss für alle Sinne. – Foto: Dolomiti Superski

Die Abfahrt, die so genannte Bellunese, ist heutzutage für jeden einigermaßen geübten Skifahrer leicht zu bewältigen, doch nach wie vor konditionell anspruchsvoll. Von der Bergstation aus, dem höchsten Punkt, dem Punta Rocca (3269 Meter) bis zu unserem Ausgangspunkt, Malga Ciapela, sind es immerhin 1800 Höhenmeter. Zwölf Kilometer Abfahrt stehen vor uns. Nicht umsonst schwärmt die in- und ausländische Fachpresse von der schönsten Abfahrt der Alpen. Als Zwischenstopp bietet sich der Passo Fedaia (2057 Meter) an, ein Blick auf den Lago di Fedaia lohnt allemal.

Ein Museumsbesuch lohnt

Ein unvergesslicher Skitag neigt sich dem Ende zu. - Foto: Dolomiti Superski

Ein unvergesslicher Skitag neigt sich dem Ende zu. – Foto: Dolomiti Superski

Jeder, der auf die Marmolada fährt, sollte auch einen Blick in die Vergangenheit werfen. Das Marmolada-Museum an der Seilbahnstation Serauta (Mittelstation, 2960 Meter) befindet sich im Zentrum des “Denkmalschutzgebietes” und deshalb in der Nähe der italienischen und österreichisch-ungarischen Kriegsstellung. Es wird der Männer gedacht, die im Ersten Weltkrieg auf den eisigen Bergen für ihr Vaterland kämpften und starben. Ausgestellt sind Kriegsrelikte, Fotos und historische Dokumente. Es ist Europas höchstgelegenes Museum und kann von Ende Dezember bis Anfang Mai und von Juni bis September während der Betriebszeit der Seilbahn besichtigt werden. Der Krieg auf der Marmolada dauerte von 1915 bis 1918.

Informationen: info@marmolada.com; Telefon/Fax: (0039/0437) 72 22 77.

Raushier-Reisemagazin

Ein Gedanke zu „Marmolada: Dem Wahnsinn ganz nah

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert