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Weltnaturerbe Wattenmeer: Mit dem Inselflieger nach Wangerooge – 5. Teil

Wer einen Nordsee-Urlaub plant, der sollte sich unbedingt vornehmen, eine der sieben ostfriesischen Inseln zu besuchen, entweder für einen kurzen Schnupperstopp oder, besser noch, für einen längeren Aufenthalt. Wangerooge ist die östlichste und nach Baltrum zweitkleinste Insel. Nach Westen hin folgen Spiekeroog, Langeroog, Baltrum, Norderney, Juist und als größte Insel Borkum.

Nach fünf Minuten ist alles vorbei

Im Herbst und im Winter hat die Insel Wangerooge auch einen ganz besonderen Reiz. - Foto: Dieter Warnick

Im Herbst und im Winter hat Wangerooge einen ganz besonderen Reiz. – Foto: Dieter Warnick

Unsere Gruppe startet am Fährhafen Harlesiel, von wo man auch mit dem Inselflieger, Wangerooge erreichen kann. Neun Passagiere plus Pilot passen in die kleine Britten Norman „Islander“.

Die Spannung steigt, als wir die 50 Meter vom Terminal zum „Flieger“ gehen. Es ist eng an Bord, aber sobald wir in der Luft sind, fühlt sich auch derjenige befreit, der mit Raumangst (Klaustrophobie) zu kämpfen hat.

Wir steigen nicht höher als 150 Meter, und das Abenteuer ist nach rund fünf Minuten auch schon wieder beendet; wir landen sicher. Es ist ja auch nur ein Katzensprung, ganze acht Kilometer.

Von Eile keine Spur

Blick von der Promenade auf den Strand. - Foto: Dieter Warnick

Blick von der Promenade auf den Strand. – Foto: Dieter Warnick

Auf Wangerooge, das im Jahr 1327 erstmals urkundlich erwähnt wurde, angekommen, erfahren wir bald, warum die Einheimischen nach dem Wahlspruch leben: „Gott schuf die Zeit, von Eile hat er nichts gesagt.“ Das Inselleben ist beschaulich, die Menschen ruhig in ihrer Art und die Urlauber wirken stressbefreit.

Der Westturm, Wahrzeichen und Wappensymbol Wangerooges, ist ein wuchtiger Ziegelbau; seit 1933 dient er als Jugendherberge. - Foto: Dieter Warnick

Der Westturm, Wahrzeichen und Wappensymbol Wangerooges, ist ein wuchtiger Ziegelbau; seit 1933 dient er als Jugendherberge. – Foto: Dieter Warnick

Es ist wohltuend, so gut wie keine Fahrzeuge vorzufinden, außer einem Krankenwagen, einem Auto der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, mehreren Feuerwehrfahrzeugen, einem Müllauto oder das eine oder andere Kfz mit Elektromotor. Hauptverkehrsmittel ist das Fahrrad – mehr als 1000 Drahtesel stehen den Gästen zur Verfügung. Pferdefuhrwerke gibt es seit Ende der 1990er Jahre nicht mehr.

Die Fläche der Insel beträgt nur fünf km²; sie ist neun Kilometer lang und einen halben bis eineinhalb Kilometer breit, also ist das eine oder andere Ende zu Fuß oder mit dem Rad schnell zu erreichen. In der Inselmitte liegt der Ort Wangerooge mit seinen 1600 Einwohnern. Ferner gibt es im Westen der Insel eine kleine Siedlung. Mehrere Schullandheime, eine Naturschutzstation und eine Jugendherberge haben sich dort angesiedelt.

Der Mellumrat

Strandkörbe warten vergeblich auf Besuch. - Foto: Dieter Warnick

Strandkörbe warten vergeblich auf Besuch. – Foto: Dieter Warnick

Wangerooge ist das Hauptbrutgebiet von Kiebitz und Uferschnepfe, und damit von landesweiter Bedeutung. Im Westen der Insel hat der Mellumrat Quartier bezogen. Der Verein unterhält zwei Nationalparkstationen als Wohn- und Arbeitsplatz für seine Naturschutzwarte, sowie für Gastforscher.

Außer Spiekeroog haben alle ostfriesischen Inseln einen Flughafen und können vom Festland angeflogen werden. - Foto: Birte Kreiz

Außer Spiekeroog haben alle ostfriesischen Inseln einen Flughafen und können vom Festland angeflogen werden. – Foto: Birte Kreiz

Der Mellumrat hat sich zum Ziel gesetzt, unter anderem Schutzgebiete zu betreuen und zu überwachen, Brut- und Gastvogelbestände zu erfassen, relevante Daten für den Natur- und Umweltschutz zu erheben und Pflegemaßnahmen durchzuführen. Eine wichtige Attraktion der Insel ist auch das Naturpark-Haus im Ort.

Die Hauptattraktion ist der 900 Meter breite Badestrand mit seinen 1300 Strandkörben. Von der Uferpromenade aus sind am Horizont eine Vielzahl von Containerschiffen zu sehen, die, wie an einer Schnur gezogen, darauf warten, in einem der Nordseehäfen gelöscht zu werden.

Heiraten im Westturm

Neben den Inselfliegern (Bild) bedient auch die OFD den Verkehr zu den Inseln oder auch zwischen den Inseln. Dieses Foto zeigt das Flugzeug vom Typ BN 2 Britten Norman "Islander". Es hat zweimal 300 PS und verfügt über neun Sitzplatze. - Foto: Katja Benke

Neben den Inselfliegern (Bild) bedient auch die OFD den Verkehr zu den Inseln oder auch zwischen den Inseln. Dieses Foto zeigt das Flugzeug vom Typ BN 2 Britten Norman „Islander“. Es hat zweimal 300 PS und verfügt über neun Sitzplatze. – Foto: Katja Benke

Wahrzeichen der Insel ist der Westturm, in dem eine Jugendherberge untergebracht ist. Sehenswert, und bei Heiratswilligen gut frequentiert, ist auch der Alte Leuchtturm (mit einem Heimatmuseum im Untergeschoss und einem Standesamt in der alten Wachstube des Leuchtturmwärters). Der Neue Leuchtturm ist mit 65 Metern das höchste Gebäude der Insel.

Zweckentfremdet: Ein ehemaliger Strandwagen dient heute als Strandservice. - Foto: Dieter Warnick

Zweckentfremdet: Ein ehemaliger Strandwagen dient heute als Strandservice. – Foto: Dieter Warnick

Nach nur einer Nacht und einem groben Insel-Überblick gehts zurück aufs Festland. Diesesmal aber nicht mit dem Inselflieger, sondern mit der Fähre, die in Harlesiel anlegt. Zuerst besteigen wir aber die Inselbahn, die am Bahnhof Wangerooge pünktlich abfährt, und mit gemächlicher Geschwindigkeit durch Dünen, Salzwiesen und Watt Richtung Schiffssanleger rollt. Ein Nordsee-Idyll wie aus dem Bilderbuch. Selbst hier ist von Hektik nichts zu spüren. Es kommt ja auch nicht von ungefähr, dass Wangerooge als „die langsame Insel“ bezeichnet wird.

Weitere Informationen: Kurverwaltung Wangerooge, Obere Strandpromenade 3, D-26486 Wangerooge, Tel.: 04469 990; E-Mail: kurverwaltung@wangerooge.de; Internet: www.wangerooge.de

Nationalpark-Haus Wangerooge, Friedrich-August-Str. 18, D-26486 Wangerooge, Tel.: (04469) 83 97; E-Mail: nationalparkhaus@wangerooge.de; Internet: www.nationalparkhaus.de

Mit dem Inselflieger nach Wangerooge: „FLN-Express“, Tel.: (04469) 414 oder (04469) 1755

Raushier-Reisemagazin

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