Bad Berleburg nimmt für sich in Anspruch, ein „Naturparadies in Südwestfalen“ zu sein. Das kann man jederzeit so stehen lassen. Die Stadt gehört zum Kreis Siegen-Wittgenstein in Nordrhein-Westfalen, hat 20 000 Einwohner und ist mit 275 km² eine der flächengrößten Städte Deutschlands. Die Menschen, die hier im Rothaargebirge leben, sind größtenteils mit sich und den Lebensumständen im Reinen, und die Gäste, die hier urlauben, haben ungeahnte Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Vor allem das Schloss Berleburg und die Wisent-Welt lohnen einen Besuch.
Seit 750 Jahren in Familienbesitz
Was Schloss Berleburg so einmalig macht, ist die Tatsache, dass es seit über 750 Jahren immer von derselben Familie bewohnt wird, nämlich der Familie Sayn-Wittgenstein. Als Höhenburg im Jahr 1258 vom Grafen Siegfried I. und dem Klostervogt Adolf I. erbaut, endete diese Doppelherrschaft bereits 1332. Daraufhin gründete Salentin von Sayn das Haus Sayn-Wittgenstein. Die Berleburg diente fortan als Jagdschloss. Zu einem Residenzschloss wurde das Anwesen 200 Jahre später, als Graf Johann 1531 eigenhändig den Grundstein dafür legte.
Während der Regierungszeit des Grafen Casimir zu Sayn-Wittgenstein (1687-1741) wurde das Schloss im Barockstil ausgebaut. Er errichtete von 1731 bis 1733 den dreigeschossigen Mittelflügel, der 1902 nochmals umgebaut wurde; 1912 kamen die flankierenden Türme hinzu. Das Schloss, das ein Baudenkmal von internationalem Rang ist und den Mittelpunkt der historischen Altstadt von Bad Berleburg bildet, war bis zu seinem Tod im Jahr 2017 im Besitz von Richard zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Noch heute wohnt die Witwe, Prinzessin Benedikte zu Dänemark (sowie Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg), abwechselnd hier und auf Schloss Amalienborg in Kopenhagen. Sie ist die jüngere Schwester von Königin Margarethe II. von Dänemark.
Ein einmaliges Artenschutzprojekt
Ein „lebendiges“ Artenschutzprojekt, das in Westeuropa seinesgleichen sucht, ist – nur wenige Autominuten außerhalb der Stadt gelegen – in den umliegenden, weitläufigen Wäldern beheimatet: Europas größtes Landsäugetier, das Wisent.
20 dieser scheuen Tiere leben in zwei Herden in einem etwa 20 Hektar großen (Schau)gehege, freilebende Exemplare – momentan dürften es zwischen 25 und 28 sein – streifen seit 2013 durch die Wälder der Region. Ursprünglich waren acht der majestätischen Riesen ausgewildert worden. Die mittlerweile wild lebenden Wiederkäuer kamen aus Zoos und anderen Gehegen und wurden drei Jahre lang auf die Freiheit vorbereitet. Das Projekt wurde 2003 von Richard zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg angestoßen. Im März 2010 begann dann das Natur- und Artenschutzprojekt „Wisente im Rothaargebirge“.
Eine gemischte Gruppe
Das Wisent ist seit der Ausrottung des Auerochsen Europas schwerstes und größtes Landsäugetier und zudem der letzte Vertreter wildlebender Rinderarten des europäischen Kontinents. Wisente sind Herdentiere: ältere Bullen sind meist Einzelgänger, während junge Bullen kleine Gruppen bilden.
Die typische Wisent-Herde ist jedoch eine gemischte Gruppe, die aus Kühen, Jungtieren, Kälbern und zeitweise auch erwachsenen Bullen besteht. Die Gruppen bleiben eher kurz bestehen. Herden vermischen sich, wenn sie sich treffen, und wenn sie sich wieder trennen, ist häufig ein Teil ausgetauscht. Wisente sind Wiederkäuer und typische Gras- und Raufutterfresser. Neben Gräsern, Kräutern, jungen Trieben und Knospen, Moosen und Flechten fressen sie im Winter auch die Rinde von Laubbäumen. Zum Trinken suchen sie Wasser in ihrem Lebensraum.
Allen Tieren geht es sehr gut
„Allen Tieren geht es sehr gut“, sagt Kaja Heising, die seit März 2017 als Wissenschaftliche Koordinatorin das Projekt betreut. Vor zirka 250 Jahren wäre das Wisent fest ausgerottet worden, hier im Rothaargebirge vermehrt es sich prächtig, wie ja die Zahlen bestätigen (siehe oben). „Wisente sind Wildtiere“, sagt Kaja Heising, „und sie sind standorttreu. Sie in freier Wildbahn zu sehen, ist nicht so leicht. Sie verstecken sich außergewöhnlich gut.“ Näher kommen kann man den Tieren ja im Schaugehege.
Kaja Heising bringt eine umfassende Erfahrung und vielfältige Kenntnis im Artenschutz mit. Die gebürtige Bonnerin studierte in Holland „Wildtiermanagement“, ein Studium, das es in Deutschland nicht gibt, und befasste sich in England mit Artenschutz und Verhaltenswissenschaften. „Der Tourismus hier gewinnt sehr am Wisent-Projekt, und auch die Akzeptanz der Bewohner steigt“, weiß Heising. Tourismusfrau Sarah Harth pflichtet bei. „Diese Tiere passen wunderbar hierher.“ Das Artenschutzprojekt hat das Ziel, Wisente in Deutschland wieder anzusiedeln. Weltweit gibt es etwa 7000.
„Wisent-Pfad“ und Erlebniswelt
Es gibt zwei Möglichkeiten, den „europäischen Bisons“ auf die Spur zu kommen: entweder über den „Wisent-Pfad“ rund um Aue-Wingershausen, einen 13,5 Kilometer langen Premium-Wanderweg, oder den etwa drei Kilometer langen Erlebnispfad „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“; dieser naturbelassene Rundweg führt um das umzäunte Schaugehege. Von dort aus ist es sehr wahrscheinlich, das eine oder andere Tier zu erblicken. – Infos unter www.wisent-welt.de
Das Motto „Alles Natur“ charakterisiert auch die Anlage des Naturerlebnisplatzes (Waldpädagogisches Zentrum) oberhalb der Wildnis. Hier gibt es einen Wasser- einen Holz- und einen Musikplatz sowie eine „Kleine Wildnis“ für Kinder.
Seit seiner Eröffnung im Jahr 2012 hat sich die „Wisent-Wildnis“ zu einem Publikumsmagneten entwickelt. 40 000 Besucher nutzen jedes Jahr die Gelegenheit, Wisente aus nächster Nähe zu beobachten.
Wandern solange die Füße einen tragen
Wer im Großraum Bad Berleburg wandern will, der ist absolut goldrichtig. Neben dem „Wisent-Pfad“ und dem Erlebnispfad „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“ bieten sich einige zertifizierte Wege an, wie die „Via Adrina“ (20 km), der „Wittgensteiner Schieferpfad“ (15 km), der Themenwanderweg „Bei de Hullerkeppe“ (19 km), die „Via Celtica“ (14,5 km) oder der künstlerisch einmalige „Waldskulpturenweg“, der Bad Berleburg mit der Stadt Schmallenberg verbindet (23,5 km ).
In den Rothaarsteig (157 km) kann man zweimal einsteigen, von Winterberg nach Kühhude (18 km) und/oder von Kühhude zum Rhein-Weser-Turm nahe Oberhundem (20 km). Reizvoll ist auch der „Rotmilan-Höhenweg“ (45 km) durch das Elsofftal. Zwölf Stunden sollte man für diese Strecke aber schon einplanen. 154 Kilometer lang und über die Höhen rund um das Wittgensteiner Bergland führt der gleichnamige Panoramaweg, der am Besten in acht Etappen gelaufen werden sollte. Und wer den Europäischen Fernwanderweg „E1“ in Angriff nehmen will, der wird auch an Bad Berleburg vorbeikommen.
Informationen: Bad Berleburg-Tourismus GmbH, Marktplatz 1a, 57319 Bad Berleburg, Tel.: (02751) 9 36 33; Internet: www.blb-tourismus.de; E-Mail: info@blb-tourismus.de
Ausflugstipp
- Schwerspatmuseum Dreislar: Am Scheidt 2, 59964 Medebach-Dreislar, Tel.: (02982) 929 859 24 oder (0152) 22 38 22 96; Internet: www.schwerspatmuseum.de; E-Mail: info@schwerspatmuseum.de
Gastrotipps
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Wisent-Hütte: Weidiger Weg 100, 57319 Bad Berleburg, Tel.: (02759) 946 986 0; Internet: www.wisenthütte.de; E-Mail: info@wisenthuette.de
- Café-Restaurant Sonnenhof: An der Bracht 50, 57319 Bad Berleburg-Wingershausen, Tel.: (0170) 4 41 27 10; Internet: www.sonnenhof-cafe.de
- Hotel-Restaurant Forellenhof: Hellweg 11, 57319 Bad Berleburg-Wingershausen, Tel.: (02759) 2 14 95 82: Internet: www.forellenhof-wingeshausen.de; E-Mail: info@forellenhof-wingeshausen.de
- Landhaus Liesetal, Thorsten & Iris Dollberg, Liesetal 9, 59969 Hallenberg-Liesen, Tel.: (02984) 9 21 20; Internet: www.landhaus-liesetal.de/landidyll-landhaus-liesetal.html; E-Mail: info@landhaus-liesetal.de