Wer sich Tiers als Ausgangspunkt für einen Wanderurlaub auswählt, hat eine gute Wahl getroffen. Denn das Bergsteigerdorf zwischen Karerpass und Völs inmitten des Südtiroler Naturparks Schlern-Rosengarten ist nur 30 Autominuten von Bozen entfernt, liegt knapp über 1000 Meter hoch im westlichen Teil der Dolomiten und bietet eine der schönsten Bergkulissen im gesamten Alpenraum. Von dort aus empfehlen sich zahlreiche leichte, mittlere und schwere Touren.
Der Hirzelweg ein unbeschwerter Einstieg
Um dem Flachländer bei etwaigen Akklimatisierungs-Problemen im wahrsten Sinne des Wortes über den Berg zu helfen, ist der Hirzelweg ein unbeschwerter Einstieg ins alpine Wandergeschehen. Eine moderne Gondelbahn befördert uns von der Frommeralm aus – mit dem Auto von Tiers aus in einer Viertelstunde zu erreichen – in wenigen Minuten hinauf auf 2337 Meter zur Kölner Hütte. Von dort geht es ganz bequem einen schmalen, jedoch sehr gut begehbaren Steig – den Hirzelweg eben – etwa zwei Stunden zur Rotwandhütte.
Nach gut eineinhalb Stunden lässt man unterhalb des Wegs die Paolina-Hütte (2125 Meter) liegen und kommt nach weiteren rund 15 Minuten an einem riesigen Bronzeadler vorbei, der zu Ehren des Dolomitenpioniers Theodor Christomannos (1854-1911) aufgestellt wurde. Dem gebürtigen Wiener ist es zu verdanken, dass die Eggentaler Schlucht von Bozen aus über den Karerpass hinunter nach Vigo di Fassa befahrbar wurde. Nach einer weiteren Viertelstunde taucht die Rotwandhütte (2283 Meter) auf, wo eine deftige Brotzeit (Marende) wartet.
Der Blick ist einfach gigantisch
Von dort aus ist der Blick einfach gigantisch. Die Sellagruppe mit ihrer höchsten Erhebung, dem Piz Boe, ist nicht zu übersehen, erst recht nicht der Ortler, Südtirols höchster Berg, oder die majestätische Marmolada. Im Tal erscheinen uns die Häuser des Fassatals nicht größer als Holzbauklötze. Wer sich nun sagt, genug getan für den Tag, der läuft zurück zur Paolina-Hütte und fährt mit dem Sessellift hinab zur Talstation von dort aus mit dem Bus zur Ausgangsstation Frommeralm zurück.
Wer noch fit ist, kann zu Fuß zur Talstation gehen. Dabei quert er einen der schönsten Golfplätze des Alpengebiets. Wer sich die Busfahrt ersparen will, muss den Hirzelweg zurück zur Rosengartenhütte nehmen.
„Der Hirzelweg ist einer der drei schönsten Panoramawege in den Dolomiten,” erklärt Ludwig, unser Wanderführer, und kommt beim Anblick der Stubaier- oder Ötztaler Alpen ins Schwärmen. „Wenn es eure Zeit erlaubt, dann müsst ihr unbedingt auch den Bindelweg und den Friedrich-August-Weg machen”, plaudert Ludwig aus dem Nähkästchen. Der Bindelweg führt vom Pordoi-Pass aus Richtung Fedaja-See, der Friedich-August-Weg vom Sellajoch Richtung Seiseralm.
Ausdauer darf kein Fremdwort sein
Genug des Abschweifens, zurück nach Tiers. Das Rosengartenmassiv bietet nämlich auch Touren, die so leicht nicht zu bewältigen sind. Etwa der Weg zur Santnerpasshütte (2734 Meter) und weiter zum so genannten Gartl (2621 Meter). Ausgangspunkt ist wieder die Kölner Hütte. Etwa auf der Hälfte des Hirzelwegs folgt der Einstieg Richtung Vajolonpass und man kommt quasi auf der Rückseite des Rosengartens zur Rotwandhütte. Reizvoll ist auch der Weg zum Zigoladepass (2579 Meter). Ausdauer darf dabei aber kein Fremdwort sein.
Wer das Auto nicht benutzen will, kann direkt von Tiers aus herrliche Wanderungen unternehmen. Erste Station könnte der Wuhnleger (1402 Meter), eine beschauliche Almwiese, sein. In dem kleinen See spiegeln sich die Berge. Gestärkt durch ein Stück Speck oder Bergkäse geht es weiter durch die großartige Natur zur Tschafonhütte (1743 Meter), oder, wer noch will und noch kann, zur Völsegg-Spitze (1834 Meter). Der Ausblick entschädigt für so manche Strapaze.
Hier weilte Churchill zur Kur
Eine lange und auch anstrengende Tour startet bei der Tschaminschwaige unweit des Weißlahnbades, wo einst schon Winston Churchill kurte. Ein knackiger Anstieg bringt uns ins wildromantische Tschamintal. Der Weg führt dann nicht mehr ganz so steil, doch stetig nach oben; mit vier Stunden Laufzeit sollte gerechnet werden, ehe uns am Ende ein weiterer Anstieg zur Grasleitenhütte (2134 Meter) bringt.
Eine Pause ist jetzt unumgänglich. Diejenigen, die danach immer noch nicht genug haben, können die 500 Höhenmeter bis zur Grasleitenpasshütte (2600 Meter) in Angriff nehmen. Für diese Tour sollte man frühzeitig loswandern – die Laufzeit ist nicht unerheblich.
Immer lohenswert: die Sternwarte in Gummer
Für Familien mit Kindern bieten sich als Alternativen zum Beispiel Ponyreiten, ein Besuch der Steger Säge in St. Zyprian, oder Kutschfahrten in Steinegg oder Karersee an, ferner Bauernhofbesichtigungen in Welschnofen, Gummer und Karneid; für Jugendliche und Hobbyastronomen dürfte Südtirols erste und einzige Volkssternwarte in Gummer/Steinegg besonderes Interesse hervorrufen. Auch eine geführte Wanderung auf dem „Planetenweg” mit anschließender Besichtigung des Sonnenobservatoriums ist empfehlenswert.
Informationen: Eggental Tourismus, Dolomitenstr 4, I-39056 Welschnofen, Tel.: (0039 0471) 61 95 00; info@eggental.com; Internet: www.eggental.com
Tourismusbüro Tiers, St. Georg Str. 79, I-39050 Tiers am Rosengarten, Tel.: (0039 0471) 64 21 27; E-Mail: info@tiers.it; Internet: www.tiers.it
Die Sternwarte ist zu erreichen: Internet: www.sternwarte.it; E-Mail: info@sternwarte.it