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Mallorca: Reise durch das fruchtbare Hinterland

Von Mallorcas Farben schwärmten schon George Sand und Frédéric Chopin – die Schriftstellerin und der Komponist verbrachten 1838 hier einen Winter. Und Ludwig Salvator schrieb: „Man vermag kaum zu fassen, wie dem Auge so viel Genüsse landschaftlicher Formen und Farbenpracht auf einmal geboten werden können.“

Leuchtendes Frisches Obst und Gemüse von den Bauern – gesehen auf dem Wochenmarkt in Llucmajor; Foto- Thomas Riedinger

Leuchtendes Frisches Obst und Gemüse von den Bauern – gesehen auf dem Wochenmarkt in Llucmajor; Foto- Thomas Riedinger

Der Erzherzog von Österreich und bekannte Naturwissenschaftler gilt aufgrund seiner Aufzeichnungen auch als einer der ersten PR-Manager der Insel. Joan Miró schließlich machte Mallorca zu seinem Atelier. 28 Jahre lang lebte der Künstler auf den Balearen. Als faszinierend fand er das besondere Licht – wenngleich das Meer, die Buchten, Berge oder Früchte selbst nie zu seinen Motiven gehörten.

Millionen reifer Orangen und Zitronen leuchten um die Wette

Wo doch gerade die Landschaft, die Natur und Fauna ihre besonderen Reize haben und fernab der Touristenströme, heute so manches Postkartenmotiv liefern: Zum Farbenspiel tragen die Oliven und deren silbergraue Blätter an den Bäumen bei. Ebenso die Weinreben, die einst die Römer auf die Insel brachten. Datteln und Feigen kultivierten erstmals die Mauren auf der Insel. Auch die Mandeln brachten sie von Afrika mit, deren Blüten tauchen die Insel im Februar und März in ein besonderes Weiß und Rosa.

Zuvor jedoch leuchtet es gelb und orange, wenn Millionen von reifen Orangen und Zitronen in den Wintermonaten an den Bäumen der Plantagen auf der westlichen Seite des Tramuntana-Gebirges hängen. Rund um Sóller trumpft der Winter mit dieser besonderen Farbenpracht auf. Bei einem genauen Blick erkennt man selbst ein zartes Weiß, denn neben den prallen Früchten hängen an den gleichen Bäumen im März und April auch kleine Blüten.

Saftbombe aus dem Tal der Orangen

Leuchtendes Gelb im Winter im „Tal des Goldes“ vor dem Tamuntana-Gebirge. Foto- Fet a Sóller

Leuchtendes Gelb im Winter im „Tal des Goldes“ vor dem Tamuntana-Gebirge. Foto- Fet a Sóller

In einer Zeit, in der die Natur in mitteleuropäischen Breitengraden schläft, geizen die Rosmarinsträucher in lilablau oder früh blühender Ginster in gelb nicht mit ihren Reizen. Schon gar nicht die Bäume der Zitrusfrüchte, die außer dem Genuss für die Augen, auch der Nase einiges zu bieten haben. Navelina heißt eine frühe, eher säuerliche Orangensorte, die man in Sóller schon ab dem November erntet, kurz vor Weihnachten folgt dann die wohlschmeckende, süße und erfrischende Navel-Orange, im Februar die Cantoneta. „Das ist eine Saftbombe“, erzählt Joan Puigserver, ein erfahrener Bauer aus dem „Tal der Orangen“.

Auf seiner Plantage (Finca) Ecovinyassa werden die Früchte (Orangen, Zitronen und Grapefruit) von Hand geerntet – frisch vom Baum, ungewachst und ohne Konservierungsstoffe kommen sie auf den Tisch oder eben in die Kisten für den Export. Für diesen liefern die Landwirte ihre Ernte unter anderem an Fet a Sóller, wo man den Vertrieb der Winterfrüchte organisiert – und das sogar im Internet.

Mit dem „roten Blitz“ ins „Tal des Goldes“

Reizvolle Kulisse - das ländliche und fruchtbare Hinterland Mallorcas. Foto- Thomas Riedinger

Reizvolle Kulisse – das ländliche und fruchtbare Hinterland Mallorcas. Foto- Thomas Riedinger

Die Plantagen sind meist in Familienbesitz, deren Mitglieder in den heißen Monaten im Sommer die Felder mit Wasser versorgen müssen. Seit mehr als 65 Jahren widmet man sich auf der Plantage von Joan mit besonderer Sorgfalt dem Anbau von Zitrusfrüchten. Die verwendeten Dünger, die aus einer Kompostieranlage stammen, garantieren, dass die Früchte ökologisch, ausgewogen, süß und von hoher Qualität sind.

Die Orangen aus dem „Tal des Goldes“ hatten die Araber die Region am Fuß des Welt-Kulturerbes Tramuntana-Gebirge einst getauft. Sie meinten damit das golden fließende Olivenöl und die weithin leuchtenden orangenen Apfelsinen. Später wurden sie mit Schiffen von dem kleinen Hafenstädtchen nach Südfrankreich, und von dort nach ganz Europa exportiert. Vor 100 Jahren schließlich baute man eine Eisenbahn, den „Roten Blitz“, durch Tunnels und über Höhenzüge des Gebirges von Sóller in die Hauptstadt nach Palma, um den Handel von dort zu forcieren.

Konfitüren aus Naturprodukten nach traditionellen Rezepten

Heutzutage führt der Weg des „chinesischen Apfels“ (Apfelsine) über das Mittelmeer auf schnellstem Weg zu den Genießern in das zu dieser Jahreszeit kalte Mitteleuropa. Und längst sind es nicht nur Orangen oder Zitronen, sondern auch aus diesen Früchten gewonnene Spezialitäten wie Liköre oder Marmelade, aber auch Oliven und Olivenöl, das aus den fruchtbaren Gärten Mallorcas den Weg gen Norden nimmt.

Zu jeder Jahreszeit sichtbar - die besonderen Farben Mallorcas. Foto- Thomas Riedinger

Zu jeder Jahreszeit sichtbar – die besonderen Farben Mallorcas. Foto- Thomas Riedinger

„Die Zitrone gehört zu den gesündesten Früchten der Insel“, erzählt sie. Von mallorquinischen Bauern und Lieferanten hat man bei Fet a Sóller Rezepte und Produkte zusammengeführt. „Die Konfitüren und Mandeln sind beispielsweise authentische Naturprodukte nach traditionellen Rezepten.“ Das gelte ebenso für den auf Mallorca typischen Kräuterlikör (Hierbas). In der Destillerie „Dos Perellons“ wird dieser nach einer Jahrhunderte alten Rezeptur gewonnen. Die geografische Herkunftsbezeichnung „Herbes de Mallorca“ gewährleistet die Qualität der Produkte.

Es sind unter anderem Fenchel, Zitronenmelisse, Rosmarin, Minze, Majoran und Kamille, die dem Likör den typischen mediterranen Geschmack verleihen. Der Mallorquiner genießt den Hierbas zur Verdauung nach einem üppigen Mahl – und krönt ein solches mit einer frischen Orange seiner Insel.

Infos zum Thema
Orangen, mallorquinische Spezialitäten von den Bauern/ Produzenten der Insel: Lieferservice: Fet a Sóller: Neben der Markthalle in Sóller, +34 (971) 63 88 39.

Anreise: Von deutschen Flughäfen gibt es täglich zahlreiche Flüge nach Mallorca – auch Flüge nach Mallorca von Condor.

Reiseführer-Tipps:
„Iwanowski’s Reisen – 100 Mallorca Geheim-Tipps und Top-Ziele“, 14 Euro, ISBN: 978-34-86197-041-5.
„Dumont Mallorca“, Reise-Taschenbuch für individuelles Reisen, 14,95 Euro, ISBN: 978-3-7701-7238-2.

Raushier-Reisemagazin