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Seiser Alm: Seit 110 Jahren Entspannung im Heubad

Durch Zufall entdeckt und lange bewährt: Schon im 19. Jahrhundert erkannten die „Heuer“ auf dem Schlern, dem Symbolberg Südtirols, die entspannende und wohltuende Wirkung des frisch gemähten Bergheus, als sie nach getaner Arbeit in den Scheunen darin schliefen. Daraus entstand das „Heubad“, eine einzigartige Wellness-Behandlung mit 80 verschiedenen Kräutern, die in diesem Jahr ihr 110-jähriges Jubiläum in der Ferienregion Seiser Alm feiert.

Ein Heubad hat lange Tradition und ist eine Wohltat für Körper und Seele. - Foto: Seiser Alm Marketing/Klaus, Mellenthin

Ein Heubad hat lange Tradition und ist eine Wohltat für Körper und Seele. – Foto: Seiser Alm Marketing/Klaus, Mellenthin

Im Heu schlafen macht fit: Als die „Heuschnitter“ während der „Heumahd“ in den Scheunen auf dem frischgemähten Bergheu schliefen, waren sie morgens ausgeschlafen und konnten wieder kraftvoll in den Tag starten. Diese Wirkung machten sie sich zu Eigen und boten bereits ab 1890 in ihren Dorfscheunen die erfrischenden Heubäder an. Neben der entspannenden Wirkung lindern die zahlreichen Bergkräuter im Heu auch rheumatische Beschwerden, Hüft- und Rückenschmerzen, Hexenschuss, Muskelkrämpfe oder Gelenkversteifungen.

1903 wurde diese Behandlung medizinisch und wissenschaftlich genehmigt und so entstand im Ort Völs am Schlern eine für jene Zeit sehr moderne und fortschrittlich eingerichtete Heubadstation. Später kam eine Gastwirtschaft mit Übernachtungsmöglichkeit hinzu und noch heute, 110 Jahre später, bietet Hubert Kompatscher, der Urenkel des „Heubad“-Pioniers Anton Kompatscher, im Hotel Heubad diese Wellness-Behandlung an.

Das Geheimnis des Heus liegt in der Höhe der Seiser Alm, die zwischen 1800 und 2300 Meter liegt: Je höher die Almen, desto artenreicher ist die Flora der Wiesen. Blattpflanzen wie Frauenmantel, Edelraute, Arnika, Speik, Quecke, Lolch und Schwingel charakterisieren das Dolomitenheu und enthalten ätherische Öle, Cumaringlykoside und Gerbstoffe. Diese Inhaltsstoffe fördern die Durchblutung und stimulieren die inneren Organe über Reflexzonen an der Körperoberfläche.

Das Heubad wurde im Laufe der Zeit an die Bedürfnisse der Gäste sowie an Hygienestandards angepasst und ist dank Trocknung und Lagerung ganzjährig möglich. Eine Stunde vor der Behandlung befeuchten die Heubad-Spezialisten drei bis vier Kilogramm Heu mit Wasser, damit die getrockneten Blumen und Gräser aufweichen und sich die Wirkstoffe entfalten können. Der Badende liegt für 20 Minuten bei konstanten 45 Grad vom Heu bedeckt in einer Spezialwanne und schwitzt anschließend in einem Ruheraum in warme Decken gehüllt nach.

Raushier-Reisemagazin