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Vinschgau: Übernachten beim Senner auf der Alm

Kaum eine Kulturlandschaft prägt den Vinschgau so wie seine Hochalmen. Seit Jahrhunderten fast unverändert und doch stets weiterentwickelt, ist die alpine Weidewirtschaft in Südtirols Westen eine erstaunlich nachhaltige Tradition. 15 Almen im Vinschgau heißen Gäste willkommen.

Mit seiner exakten Herkunftsbezeichnung ist der Vinschger Alpkäse ein ebenso wertvolles wie nachvollziehbares Qualitätsprodukt. - Foto: Vinschgau Marketing/Frieder Blickle

Mit seiner exakten Herkunftsbezeichnung ist der Vinschger Alpkäse ein ebenso wertvolles wie nachvollziehbares Qualitätsprodukt. – Foto: Vinschgau Marketing/Frieder Blickle

Seit je hat Qualität Vorrang vor Quantität. Durchschnittlich finden etwa 50 Kühe pro Alm – jeweils von verschiedenen Bauernhöfen – ihr natürliches Futter auf etwa 2000 Metern Höhe. Dabei können sich die Tiere frei bewegen und liefern so Milch von allererster Güte. Viele Vinschger Sennhütten sind im Sommer bewirtschaftet und freuen sich über Besucher. Auf großzügigen Sonnenterrassen genießen Bergsportler hausgemachte Spezialitäten wie Butter, Topfen oder Käse.

Im Vinschgau produzieren durchschnittlich 1500 Almkühe rund eineinhalb Millionen Liter Milch in einem Almsommer, das sind 60 Prozent der Südtiroler Gesamtproduktion an Almmilch. Dennoch macht sie nur geringe vier Prozent der jährlichen Milch-Gesamtproduktion im Vinschgau aus. Auf insgesamt 30 Gemeinschafts-Sennalmen wird der Rohstoff auch gleich veredelt, derzeit zu etwa 130 000 Kilo Käse und 15 000 Kilo Butter pro Saison. Zusätzlich zur Kuh- verarbeiten zwei Vinschger Almen auch Ziegenmilch.

In touristisch genutzten Sennhütten wie der Lyfi Alm im Vinschgau bekommen Wanderer Joghurt oder Käse aus Eigenproduktion serviert. - Foto: Vinschgau Marketing/Frieder Blickle

In touristisch genutzten Sennhütten wie der Lyfi Alm im Vinschgau bekommen Wanderer Joghurt oder Käse aus Eigenproduktion serviert. – Foto: Vinschgau Marketing/Frieder Blickle

Wegen der geringen Mengen findet man den Vinschger Almkäse in keinem Geschäft – denn am Ende der Saison bekommen die Bauern ihre Milch anteilsmäßig in Form von „Naturalien“ zurück. Kenner genießen ihn entsprechend exklusiv während der Hütten-Einkehr nach einer Wanderung oder Mountainbiketour. 15 der 30 Vinschger Sennalmen sind auch für Gäste geöffnet.

Sennalmen werden stets von mehreren Bauern genutzt, das Personal wird extra angestellt. Hirte und „Zuhirt“ kümmern sich ums Vieh und dessen artgerechte Haltung, die Verarbeitung der Milch obliegt dem Senn und seinem „Zusenn“. Die Arbeit ist kein Zuckerschlecken – zweimal pro Tag werden die Tiere von der Weide getrieben, eingestallt, gefüttert, gemolken und wieder zurück zur Almwiese gebracht. Die Senner machen sich unterdessen an die aufwändige Herstellung von Käse und Butter. Tipp: Wer auf einer echten Alm übernachten möchte, hat im Vinschgau dazu Gelegenheit, beispielsweise auf der Haider Alm (Ferienregion Reschenpass) oder der Kleinalm nahe der Göflander Alm (Ferienregion Schlanders-Laas).

Übrigens: Erst ein EU-Förderprogramm zur Jahrtausendwende hat zahlreiche, längst aufgegebene Vinschger Sennalmen wieder zu neuem Leben erweckt. Gebäude und Einrichtungen wurden saniert, Senner und Hirten fortgebildet. Mittlerweile sind alle Vinschger Almkäse mit einer Marke gekennzeichnet, die auf Herkunft und Authentizität hinweist. Zahlreiche nationale und internationale Prämierungen zeugen von gleichbleibend hoher Qualität.

Raushier-Reisemagazin