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Region Villach: Wenn Wind und Buchfink um die Wette pfeifen

Wenn im Januar der Wind über wild zerklüftete Gipfel und Skipisten pfeift, dann tut dies im Tal schon der eine oder andere Buchfink. Dieses Szenario ist gar nicht so abwegig, denn in der Gegend um Villach in Kärnten, also im südlichen Süden Österreichs, können die ersten Vorboten des Frühlings bereits wenige Wochen nach Weihnachten zu hören sein.

Eine traumhafte Kulisse – Villach im Winter, wenn es so richtig geschneit hat. - Foto: Tourismus Villach / Michael Stabentheiner

Eine traumhafte Kulisse – Villach im Winter, wenn es so richtig geschneit hat. – Foto: Tourismus Villach / Michael Stabentheiner

Villach wird „überwacht“ vom Mittagskogel (2145 Meter). Er steht an der österreichisch-slowenischen Grenze, streckt seine 2145 Meter zum Himmel, und ist von jedem Punkt der Stadt aus zu sehen. Die Julischen Alpen und die Karawanken sind quasi auch vor der Haustür und nur wenige Autominuten entfernt. Die Villacher Altstadt lädt zu einem ausgedehnten Bummel ein, am Stadtrand liegt Warmbad-Villach mit seinen Thermalbädern. Und auch nach Italien ist es ein Katzensprung. Das Drei-Länder-Eck Österreich-Slowenien-Italien bietet den perfekten Rahmen für eine Vielzahl von Aktivitäten, dem Wintervergnügen sind keine Grenzen gesetzt.

Mediterrane Eleganz

Das Ufer der Drau hat jede Menge zu bieten. - Foto: LIK-Fotoakademie / Sylvia Felbermayr

Das Ufer der Drau hat jede Menge zu bieten. – Foto: LIK-Fotoakademie / Sylvia Felbermayr

Die nach Klagenfurt zweitgrößte Stadt Kärntens mit gut 61 000 Einwohnern bezaubert ihre Gäste mit gemütlicher und mediterraner Eleganz; auch die Einheimischen schätzen die große Lebensqualität. In der historischen Altstadt mit ihrem Hauptplatz, seit Mitte des 12. Jahrhunderts die Lebensader der Villacher, pulsiert das Zeitgeschehen; am Schnittpunkt dreier Kulturen ist auch kulturell jede Menge geboten – die Stadt an der Drau kommt in jeder Hinsicht dynamisch und modern daher. Die für das Stadtbild charakteristischen Seitengässchen tun ihr Übriges.

Auf den Hängen der Gerlitzen

In der Faschingszeit wird Villach zur Narrenhochburg. - Foto: Dieter Warnick

In der Faschingszeit wird Villach zur Narrenhochburg. – Foto: Dieter Warnick

Auf dem Skiberg Nummer eins, der Gerlitzen (1911 Meter) mit dem weit sichtbaren Gipfelplateau, sind vor allem Familien mit Kindern bestens aufgehoben. 42 Pistenkilometer, moderne und bequeme Liftanlagen sowie breite Abfahrten sind auch prädestiniert für Wiedereinsteiger. Das Streckennetz umfasst 25 Pisten aller Schwierigkeitsgrade, vor allem leichte und mittelschwere Abfahrten.

Weit reicht der Blick von der Gerlitzen aus. - Foto: Kärnten-Werbung / Franz Gerdl

Weit reicht der Blick von der Gerlitzen aus. – Foto: Kärnten-Werbung / Franz Gerdl

Oben, auf dem Sonnendach Kärntens, unweit des Gipfels, fällt der Blick unweigerlich auf die mächtige Anlage des Alpinhotels Pacheiner, auf dessen Dach eine Sternwarte den Blick in ungeahnte Sphären freigibt. Die Sternwarte ist nicht nur Hotelgästen vorbehalten, sie steht selbstverständlich auch der Öffentlichkeit zur Verfügung, oder kann komplett angemietet werden.

Wer in den Ferienorten rund um den Ossiacher See oder dem Faaker See Quartier genommen hat, der kann seinen fahrbaren Untersatz getrost stehen lassen. Das Skibus-System ist vorbildlich und bringt die Skiurlauber umweltbewusst zur Kanzelbahn und damit auf die Gerlitzen. Die Kanzelbahn wurde 1928 gebaut und ist damit die älteste Gondelbahn Kärntens.

Dobratsch: Der erste Naturpark Kärntens

An der Bergstation der Gerlitzen auf über 1900 Meter angekommen, beginnt der Skitag, oft bei strahlend blauem Himmel. - Foto: LIK-Fotoakademie / Gerald Fischer

An der Bergstation der Gerlitzen auf über 1900 Meter angekommen, beginnt der Skitag, oft bei strahlend blauem Himmel. – Foto: LIK-Fotoakademie / Gerald Fischer

Erstreckt sich die Gerlitzen-Alpe mit ihren vielfältigen Wintersportmöglichkeiten nördlich von Villach, so breitet sich der Naturpark Dobratsch, im Übrigen der erste Kärntens, westlich davon aus. Im Jahr 2002 wurde er ausschließlich dem sanften Tourismus übergeben. Dort geht es, vor allem in den Wintermonaten, ziemlich verträumt zu. Menschen sind bei weitem nicht so zahlreich anzutreffen wie auf der Gerlitzen.

Auf frisch gewalzter Piste die ersten Spuren in den Schnee legen, das ist immer wieder ein besonderes Vergnügen. - Foto: Kärnten-Werbung / Franz Gerdl

Auf frisch gewalzter Piste die ersten Spuren in den Schnee legen, das ist immer wieder ein besonderes Vergnügen. – Foto: Kärnten-Werbung / Franz Gerdl

Eher schon verschneite Gebirgszüge, steile Hänge und kantige Felsen. Am Dobratsch sind zahlreiche seltene Tier- und vor allem schützenswerte Pflanzenarten beheimatet – die Natur ist intakt und größtenteils unberührt. Zur Erklärung: „Naturpark“ ist ein geschützter Landschaftsraum, der aus dem Zusammenwirken von Mensch und Natur entstanden ist. Der Dobratsch als eine dieser bezaubernden Kulturlandschaften wurde für den Besucher als Erholungsraum zugänglich gemacht. Vor allem Langläufer, Skitourengeher und Winterwanderer finden hier ein Idyll, das seinesgleichen sucht.

Nachts durch denWald – „unplugged“

Auf dem Dobratsch – Natur pur. - Foto: Tourismus Villach / Michael Stabentheiner

Auf dem Dobratsch – Natur pur. – Foto: Tourismus Villach / Michael Stabentheiner

Ein ganz besonderes Erlebnis ist eine Nachtwandung von der kleinen Ortschaft Heiligengeist aus zum Almgasthof Hundsmarhof. „Dobratsch unplugged“ nennt sich dieses kleine Abenteuer. Mit Einbruch der Dunkelheit geht es los, Naturparkrangerin Ulrike Knely wartet schon.

Den Naturpark Dobratsch "unplugged" erleben heißt: Bei einer nächtlichen Wanderung, "bewaffnet" mit kleinen Laternen, durch die winterlichen Wälder streifen. - Foto: Michael Stabentheiner

Den Naturpark Dobratsch „unplugged“ erleben heißt: Bei einer nächtlichen Wanderung, „bewaffnet“ mit kleinen Laternen, durch die winterlichen Wälder streifen. – Foto: Michael Stabentheiner

Jeder in unserer Gruppe wird ausgerüstet mit historischen Lampen, die jeweils nur mit einer Kerze bestückt sind. Eine magische Zeitreise beginnt. Ulrike Knely hält immer wieder an, erklärt dies und das – sogar die Sternbilder am Firmament – und gibt uns deutlich zu verstehen, dass diese Wanderung die „pure Entschleunigung in einer hektischen Zeit ist.“ Die kalte Bergluft einatmen und die nächtlichen Geräusche des Waldes mit allen Sinnen wahrnehmen – jetzt wird klar, was Ulrike Knely damit gemeint hat.

Dobratsch "unplugged": Am Ziel, dem versteckten Hundsmarhof, angekommen, gibt es das eine oder andere Warmgetränk, und eine deftige Brotzeit. - Foto: Michael Stabentheiner

Dobratsch „unplugged“: Am Ziel, dem versteckten Hundsmarhof, angekommen, gibt es das eine oder andere Warmgetränk, und eine deftige Brotzeit. – Foto: Michael Stabentheiner

Doch Vorsicht ist das oberste Gebot der Stunde. Der Weg ist zwar nicht allzu schwierig, aber teilweise vereiste Flächen können durchaus einen schmerzhaften Sturz herbeiführen. Deshalb ist es ratsam, sich Schuhspikes, sogenannte snowlines, an den Schuhsohlen anzubringen (die Rangerin ist diesbezüglich bestens ausgerüstet und verteilt sie an die Winterwanderer). Erst danach ist ein gefahrloses Weiterlaufen möglich.

Jetzt ist es bis zum Hundsmarhof nicht mehr weit. Zur Belohnung wartet der Hüttenwirt mit warmen Getränken und einer deftigen Brotzeit. Auch das gehört zum Entschleunigen.

Kasnudeln und Roggenbrot

Seminarbäuerin Sigrid Rainer zeigt, vor allem bei Schuleinsätzen, wie ein schmackhaftes Roggenbrot entsteht. - Foto: Dieter Warnick

Seminarbäuerin Sigrid Rainer zeigt, vor allem bei Schuleinsätzen, wie ein schmackhaftes Roggenbrot entsteht. – Foto: Dieter Warnick

Etwas ganz anderes erwartet den Gast in Arriach. Die 1350 Einwohner wohnen nämlich im geographischen Mittelpunkt Kärntens. Südlich wird Arriach von der Gerlitzen und nördlich vom Wöllaner Nock (2145 Meter) eingebettet. Durch die Mittelgebirgslage und durch die Lage abseits von Autobahnen und Durchgangssstraßen verfügt die Gemeinde über eine ausgezeichnete Luftgüte und ist daher ein gesetzlich anerkannter Luftkurort.

Aus dieser wohl geformten Quarkmasse entsteht eine Spezialität, die Kärnter Kasnudeln. - Foto: Dieter Warnick

Aus dieser wohl geformten Quarkmasse entsteht eine Spezialität, die Kärnter Kasnudeln. – Foto: Dieter Warnick

Als Ausgleich zu einem Stadtspazierung durch Villach, den alpinen Vergnügungen auf der Gerlitzen und der Winterwanderung steht jetzt ein Koch- und Brotbackkurs auf dem Programm. Dort erwarten uns Astrid Greimann und die Seminarbäuerin Sigrid Rainer. Eine Seminarbäuerin bereist Schulen in ganz Kärnten, um jungen Menschen nicht nur backen, kochen und braten beizubringen, sondern auch handarbeitliche Verrichtungen wie nähen, sticken und viele andere nützliche Sachen. „Bei vielen Kindern,“ berichtet Sigrid Rainer, „sind diese selbstverständlichen Dinge abhanden gekommen. Meine Kolleginnen und ich haben es uns zur Aufgabe gemacht, Defizite zu erkennen und zu beseitigen.“

Jetzt wird unsere Gruppe darüber unterrichtet, wie die Leibspeise der Kärntner zubereitet wird – Kasnudeln. Diese bestehen aus einem Nudelteig und einer Quark-Kartoffel-Füllung. Eine einfache, bäuerliche Mahlzeit. Für das Brotbacken haben die beiden Frauen acht Kilogramm Teig vorbereitet, der später ein herrlich würziges Roggenbrot ergibt. Laibe zu formen ist so schwer nicht, und während des Backvorgangs genießen wir im Freien die Januarsonne, die an diesem Tag schon richtig wohltuend ist. Und tatsächlich pfeift ein Buchfink von einem der benachbarten Baumwipfel herüber und lässt mit seinem Gezwitscher den Frühling erahnen.

Gastro-Tipps

Bei einbrechender Dunkelheit mit Langlaufskiern unterwegs sein – der Naturpark Dobratsch ist perfekt dazu geeignet. - Foto: Tourismus Villach / Michael Stabentheiner

Bei einbrechender Dunkelheit mit Langlaufskiern unterwegs sein – der Naturpark Dobratsch ist perfekt dazu geeignet. – Foto: Tourismus Villach / Michael Stabentheiner

Informationen: Region Villach Tourismus GmbH, Peraustr. 32, A-9500 Villach, Tel.: (0043 4242) 42 00 00; Internet:  www.visitvillach.at

Naturpark Dobratsch „unplugged“: E-Mail:  office@naturparkdobratsch.at; Internet:   www.naturparkdobratsch.at;  E-Mail: office@naturparkdobratsch.at

Anreise: Mit dem Auto von Norden kommend über München und Salzburg über die A10 (Tauernautobahn); von Osten über Wien und Graz entlang der A2 (Südautobahn); von Süden über Ljubljana (Laibach) und die A11 (Karawankenautobahn) oder den Wurzenpass; über Italien (Udine) führt die A2 nach Villach.

 

Raushier-Reisemagazin

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