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Hammelburg: Vier geheimnisvolle Figuren „residieren“ unweit des „Terroir f“

Hammelburg – eine sehenswerte, gemütliche Kleinstadt im Landkreis Bad Kissingen in Unterfranken, in der Hektik und Ruhelosigkeit Fremdworte sind, wo eher Gelassenheit und Gemächlichkeit vorherrschen – rühmt sich damit, die älteste Weinstadt Frankens zu sein. Denn bezeugt ist, dass im Jahr 777, als „hamulo castellum“ an das Kloster Fulda überging, schon Rebstöcke existierten und damit Trauben geerntet und Wein gekeltert wurde. Der Weinanbau brachte Prosperität und der Stadt seit über 1000 Jahren einen exzellenten Ruf als Weinstadt. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Hammelburg im Jahr 716 und gehört damit zu den 30 ältesten Städten Deutschlands.

Rätselhafte Wesen

Das im Zentrum von Hammelburg gelegene Rathaus bildet zusammen mit dem Marktbrunnen das Wahrzeichen der unterfränkischen Kleinstadt im Landkreis Bad Kissingen. – Foto: Klaus Gössmann-Schmitt

Das im Zentrum von Hammelburg gelegene Rathaus bildet zusammen mit dem Marktbrunnen das Wahrzeichen der unterfränkischen Kleinstadt im Landkreis Bad Kissingen. – Foto: Klaus Gössmann-Schmitt

Die Stadt hat mit einem großen Rätsel aufzuwarten. Es gibt nämlich vier Figuren, von denen niemand weiß, wie diese an ihren jeweiligen Standort gekommen sind. Sie residieren unweit des Hammelburger „Terroir f“ auf dem Ofenthaler Berg („Terroir f“ = frz. Gegend, lat. Erde, f für Franken). Terroir f’s sind magische Orte im Weinland Franken; an besonderen Aussichtspunkten erhält der Besucher Einblick in die Welt des Weines.

 

 

 

„Amalberga“ thront über der Stadt

„Amalberga“ blickt auf die Stadt; der Sage nach soll sie einst ein Schloss auf dem Hammelberg besessen haben. – Foto: Florian Trykowski

„Amalberga“ blickt auf die Stadt; der Sage nach soll sie einst ein Schloss auf dem Hammelberg besessen haben. – Foto: Florian Trykowski

130 Meter über der Stadt, auf einem Höhenweg, der durch lichtes Gehölz führt, stand urplötzlich, an einem Felsvorsprung und unmittelbar vor dem steilen Abgrund, eine lebensgroße, weibliche Figur von graziler Gestalt und jungem Alter, etwa fünf Zentner schwer. Sie richtet ihren Blick gen Hammelburg. Der Tag ihrer Erscheinung – die Hammelburger nannten die schweigende Neubürgerin schnell nach der Thüringer Königin „Amalberga“ – war der Ostersonntag des Jahres 2000.

Blick vom Baderturm auf die Stadt, das Schloss Saaleck (im Hintergrund) und die Bayerische Musikakademie (darunter). – Foto: Elfriede Böck

Blick vom Baderturm auf die Stadt, das Schloss Saaleck (im Hintergrund) und die Bayerische Musikakademie (darunter). – Foto: Elfriede Böck

Wo andere Eier und Hasen verstecken, hatten Unbekannte (Künstler) ein ganz anderes Präsent für die Bevölkerung bereitgehalten. Doch nicht genug an ungelösten „Aktenzeichen“. An einem Tag im Jahr 2014 war „Amalberga I.“ plötzlich wie vom Erdboden verschwunden, um im Juli 2018, quasi in einer Nacht- und Nebenaktion – in anderer Form und Gestalt am selben Platz wieder aufzutauchen, gewissermaßen als „Amalberga II“. Das Adjektiv „mysteriös“ trifft den Vorgang wohl am Besten.

Der Philosoph und das tanzende Paar

Der „Philosoph“ ist eine von vier geheimnisvollen Figuren Hammelburgs. – Foto: Dieter Warnick

Der „Philosoph“ ist eine von vier geheimnisvollen Figuren Hammelburgs. – Foto: Dieter Warnick

Das ist aber noch nicht alles an unbegreiflichen und unheimlichen Begebenheiten: Denn 2001 gesellte sich zu „Amalberga“ ein älterer Herr, der „Philosoph“, lässig und ungeniert-zwanglos in einen Sessel gefläzt, Hammelburg vor und unter sich.

Das Kellereischloss zu Hammelburg spiegelt sich am Abend in der Saale. – Foto: Paul Springer

Das Kellereischloss zu Hammelburg spiegelt sich am Abend in der Saale. – Foto: Paul Springer

Ein Jahr später gesellte sich – nicht weit entfernt von „Amalberga“ und dem Philosophen, eine Frau in einem langen, blauen Sommerkleidchen. Und wieder ein Jahr später hielt sie plötzlich einen Knaben an der Hand. Beide scheinen ein Tänzchen zu wagen…

Seit Jahren fragen sich nun die Hammelburger, die Menschen aus der Umgebung sowie Urlauber aus nah und fern: Wie kamen die Figuren, allesamt zentnerschwer, weil aus Beton gegossen, und vor allem zur Gänze unbemerkt, an diese exponierten Stellen? Das Rätsel wird bis auf Weiteres ungeklärt bleiben!

Fruchtbare Böden garantieren edle Tropfen

Eine Kajakfahrerin genießt die Idylle und die traumhafte Ruhe auf der fränkischen Saale. – Foto: Korinna Lerch

Eine Kajakfahrerin genießt die Idylle und die traumhafte Ruhe auf der fränkischen Saale. – Foto: Korinna Lerch

Ansonsten geht es im idyllischen Hammelburg – wie oben beschrieben – vor allem um Wein. Die Hänge des Saaletals sind sehr fruchtbar. Und das milde Klima ist ein weiteres Faustpfand für geschmackvolle Tropfen. Viele internationale Erfolge bestätigen die hohe Qualität der Hammelburger Weine. Bevorzugt angebaut werden – auf etwa 70 Hektar Rebfläche – Silvaner, Bacchus und Müller-Thurgau.

Elfershausen lädt zum Verweilen ein. Der Markt liegt am Südrand des Naturparks Bayerische Rhön im nördlichen Teil des Fränkischen Weinlandes zwischen Hammelburg und der Kurstadt Bad Kissingen. – Foto: Klaus Gössmann-Schmitt

Elfershausen – der Markt liegt am Südrand des Naturparks Bayerische Rhön im nördlichen Teil des Fränkischen Weinlandes zwischen Hammelburg und der Kurstadt Bad Kissingen. – Foto: Klaus Gössmann-Schmitt

Hammelburg mit seinen zehn Ortsteilen hat natürlich noch mehr zu bieten – eine historische Altstadt, enge Gässchen, romantische Plätze und Gärten, drei mächtige Türme (der Baderturm ist begehbar) und geschichtsträchtige Gebäude (Rathaus, Renaissancebrunnen am Marktplatz, Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptista (erbaut 1389 – 1461) und das Kellereischloss (erbaut 1726 – 1731) mit großem Winzerkeller. Letzteres wird auch „Rotes Schloss“ genannt, und diente einst als Sommerresidenz der Fürstbischöfe von Fulda.

Schloss Saaleck – ein sagenumwobener Bau

Radfahrer kommen in und um Hammelburg voll auf ihre Kosten. – Foto: Florian Trykowski

Radfahrer kommen in und um Hammelburg voll auf ihre Kosten. – Foto: Florian Trykowski

Über allem thront, 1,5 Kilometer westlich der Stadt auf steilem Bergrücken, die imposante Schloss-Anlage Saaleck – ein prachtvoller und sagenumwobener Bau. Teile des Gemäuers stammen aus dem 12. Jahrhundert. Der Gefängnisturm wurde bis zum Jahr 1749 genutzt. Bei guter Sicht ist der Blick ins Saaletal und hinüber in die Rhön inspirierend und grandios. Heute befindet sich dort ein beliebtes Hotel mit Restaurant sowie das Weingut Lange / Schloss Saaleck.

Bundeswehr und Musikakademie

Diese Figur mit dem Namen „Bonga-Mann“ schuf der belgische Künstler Luk van Soom. – Foto: Dieter Warnick

Diese Figur mit dem Namen „Bonga-Mann“ schuf der belgische Künstler Luk van Soom. – Foto: Dieter Warnick

Größter Arbeitgeber ist die Bundeswehr mit Ausbildungszentrum, Dienstleistungszentrum und Truppenübungsplatz. Zu Letzterem gehört Bonnland. Es gibt dort alles, was zu einem Dorf gehört – Häuser, Rathaus, Schule, Kírche – aber es ist ausgestorben. Seit 1965 militärisches Sperrgebiet, üben Soldaten dort den Häuserkampf.

Wesentlich harmonischer geht es da schon in der Bayerischen Musikakademie zu. Am Fuß des Schlossberges gelegen, bieten die Räume des früheren Klosters Altstadt (auch Kloster Hammelburg genannt) und diversen Erweiterungsneubauten genügend Platz für die Ausbildung Musiker und Musikerinnen jeglicher Fachrichtungen.

Fränkisches Saalestück

Imposant – der Innenhof von Schloss Saaleck. – Foto: Dieter Warnick

Imposant – der Innenhof von Schloss Saaleck. – Foto: Dieter Warnick

Die Region zwischen Hammelburg und Bad Kissingen hat sich den Namen „Fränkisches Saalestück“ gegeben. Sie bietet auch für Radfahrer und Wanderer eine große Anzahl an Touren an. Sei es ein Streifzug mit dem Bike über sanfte Hügel oder an der Saale entlang, oder ein lustwandlerischer Spaziergang durch Weinberge. Neun Kommunen möchten durch eine enge Kooperation den Herausforderungen des demographischen Wandels im ländlichen Raum aktiv gegenübertreten.

Auf dem Brennerweg

Gut versteckt hat es sich dieser Weinliebhaber hinter Reben bequem gemacht – Prosit. – Foto; Dieter Warnick

Gut versteckt hat es sich dieser Weinliebhaber hinter Reben bequem gemacht – Prosit. – Foto: Dieter Warnick

Eine Wanderung, stellvertretend für viele andere, sei hier herausgegriffen – der Brennerweg – ein Genusspfad zu edlen Tropfen rund um die Ortschaft Wartmannsroth. Der Wanderweg ist 25 Kilometer lang und verbindet einige Ortschaften mit Kleinbrennereien. Wem die 25 Kilometer zu lang sind, der hat folgende Alternativen: Extratour Wald-Brand, Wildfrüchte-Weg, Streuobst-Route, Whiskyschleife oder Korn-Brand-Tour.

In den einzelnen Brennereinen sind auf Anfrage Verkostung und Bewirtung möglich. Allein in Wartmannsroth (2100 Einwohner) mit seinen neun Ortsteilen „tummeln“ sich 82 Brennereien; auf 25 Einwohner kommt somit eine Brennerei. Das Destillieren von Obst und Getreide hat in der Großgemeinde eine jahrhundertelange Tradition. Die Region besticht durch ihre Urtümlichkeit.

Mehr zu Wein und Schnaps aus der Region findet sich hier: Fränkisches Saalestück:  Edle Brände und deliziöse Weine

Es geht um die Wurst

An den sanften Hängen des Saaletals hat der Weinbau eine lange Tradition. Seit 777 werden in Hammelburg Reben angebaut und edle Weine produziert. Hammelburg ist als die älteste Weinstadt Frankens bekannt und wurde urkundlich erstmals im Jahr 716 erwähnt; damit gehört sie zu den 30 ältesten Städten Deutschlands. – Foto: Alex Preyer

An den sanften Hängen des Saaletals hat der Weinbau eine lange Tradition. Seit 777 werden in Hammelburg Reben angebaut und edle Weine produziert. Hammelburg ist als die älteste Weinstadt Frankens bekannt und wurde urkundlich erstmals im Jahr 716 erwähnt; damit gehört sie zu den 30 ältesten Städten Deutschlands. – Foto: Alex Preyer

Bedauerlich für die Einheimischen ist die Tatsache, dass es nur begrenzt Möglichkeiten gibt, Fleisch und Wurst zu kaufen, nachdem die letzte Metzgerei in der Innenstadt vor fast vier Jahren geschlossen hat. Ratlosigkeit allenthalben – auch beim Ersten Bürgermeister! Der letzte Schlachter gab seinen Innenstadtbetrieb Anfang  2017 auf, die Nachkommen, allesamt weiblich, winkten höflich ab, als die Nachfolge anstand. Einem externen Fleischer das Geschäft schmackhaft zu machen – Fehlanzeige! Da bleibt Armin Warmuth nur ein Kopfschütteln, denn der erste Mann der Stadt weiß auch keinen Rat.

Die Hammelburger Tourismusleiterin Verena Dotzel weist jedoch darauf hin, dass die Hammelburger durchaus „gut mit Wurst und Fleisch versorgt sind“, nur halt nicht in der City.

Die Bevölkerung hat die Möglichkeit, an Verkaufsständen auf dem Wochenmarkt die gewünschte Ware zu bekommen, oder in umliegenden Gemeinden, oder beim Discounter, die, wie Dotzel anfügt, alle fußläufig zu erreichen sind.

Informationen

Gastro-Tipps

Ausflugs-Tipps

Auf dem Brennerweg. – Foto: Werner Ziegert

Auf dem Brennerweg. – Foto: Werner Ziegert

Raushier-Reisemagazin

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