Antillen-Insel für Partyvolk, Shopping-Victims und Gourmets: Nirgendwo sind sich Frankreich und Holland geografisch näher als auf der Karibikinsel Sint Maarten beziehungsweise St. Martin. Touristisch ist das Eiland im Norden der Kleinen Antillen stark erschlossen. Hier findet man vielerlei Zerstreuung, aber auch Ruhe, wenn man sie denn wünscht. Rustikal präsentiert sich der kleinere, niederländische Teil der Insel im Süden, während der etwas größere, französische im Norden der Grande Nation vor allem in Sachen Gourmetfreuden alle Ehre macht.
Mit 92 Quadratkilometern entspricht die Fläche der Karibikinsel Sint Maarten oder auch Saint Martin fast der von Sylt. Das Kuriose an diesem Eiland, das rund 250 Kilometer östlich von der Großen Antilleninsel Puerto Rico liegt: Hier grenzen Frankreich und die Niederlande aneinander. Während der südliche Teil der Insel, Sint Maarten, zum Königreich der Niederlande gehört, ist der nördliche, größere eine Überseedépendance Frankreichs und gehört zur Europäischen Union. Und das kam so: Knapp 150 Jahre nach der Entdeckung der Insel durch Christoph Kolumbus lehnten sich Holländer und Franzosen gemeinsam gegen die spanischen Besatzer auf und vertrieben sie. Vor die Aufgabe gestellt, die Insel gerecht unter sich zu verteilen, kamen sie auf die Idee, dass jeweils ein Franzose und ein Holländer in entgegengesetzter Richtung die Insel umrunden sollten. Dort, wo sie sich trafen, sollte der Endpunkt der Grenze sein. Wie es heißt, schaffte der Niederländer deshalb eine geringere Wegstrecke als der Franzose, weil dieser seinem Konkurrenten als Proviant Gin anstatt Wasser gegeben hatte. So erzählt man sich jedenfalls die Geschichte. Falls sie zutrifft, darf man wohl davon ausgehen, dass dessen Wanderung erheblich fröhlicher verlief als die des Franzmanns.
Laut und fröhlich im niederländischen Teil
Laut und fröhlich geht es noch heute im niederländischen Teil der Insel zu. In Philipsburg, dem Hauptort des niederländischen Teils, legen täglich Kreuzfahrtschiffe an. Bis zu 8.000 Tagesgäste strömen dann aus den Bäuchen der Ozeanriesen. Beim Shopping-Bummel in diesem Duty-free-Einkaufsparadies kann es durchaus passieren, dass man auf ein Glas eisgekühltes Bier in den klimatisierten Laden gebeten wird – ein Drink, „just for looking“! Da entspannt sich mancher Gatte, der angesichts des Trubels in den Einkaufspassagen bei tropischen Temperaturen schon ungeduldig zu werden drohte. Bezahlt wird mit dem Karibischen Gulden oder US-Dollar.
Sonnenhungrige können sich rund um die Insel niederlassen: 35 herrliche Strände locken mit weißem Sand und einem Blick auf die grüne Vulkanlandschaft im Inselinneren. Unzählige Restaurants und Bars buhlen um Gäste. Aber die Insel verfügt auch über ein attraktives Tauchgebiet. Die rund 20 Spots bieten gigantische Fassschwämme, herrliche Korallenformationen, aber auch Ammenhaie, Adlerrochen und Barrakudas.
Busfahrer singt Kirchenlieder
Wer einfach und günstig die Insel erkunden möchte, benutzt den Doller-Bus. Touristen zahlen zwei Dollar für die Fahrt. Wenn ein Fahrgast vernehmlich „Stop!“ ruft, hält der Fahrer an. Dass man die unsichtbare Grenze zwischen niederländischem und französischem Teil passiert hat, zeigt sich in erster Linie daran, dass der Busfahrer plötzlich alle Zusteigenden auf französisch anspricht. Viele der Mitfahrenden sind richtiggehend herausgeputzt – offenbar haben sie soeben eines der vielen Gotteshäuser besucht; hier leben Anglikaner, Katholiken, Adventisten, Moslems und Hindus friedlich zusammen. Der Fahrer scheint alle zu kennen, jedenfalls plaudert er zuvorkommend mit jedem. Und wenn er gerade keinen Gesprächspartner hat, dann stimmt er lautstark und wohlklingend Kirchenlieder an.
Gourmettempel und einfache Strandbars
Schon auf den ersten Blick wirkt der französische Teil der Insel distinguierter. Marigot, der Hauptort von Saint Martin, hat schöne Gebäude im Kolonialstil und eine blitzblanke Strandpromenade, von der aus man blendend weiße Yachten bewundern kann. Auf den Schiefertafeln vor den Restaurants bieten die Gastronomen Köstlichkeiten gegen Euro an. Der Geldautomat spuckt die europäische Währung aus. Liebhaber der französischen Küche sollten unbedingt in einem der mehr als 300 erstklassigen Restaurants einkehren. Empfehlenswert ist vor allem der Ort Grand Case mit einer beeindruckenden Dichte von Top-Gourmettempeln im Wechsel mit einfachen Strandbars und Bretterbuden, in denen aber ebenfalls Köstlichkeiten, jedoch für den kleineren Geldbeutel, serviert werden. Am Strand mit Surfer-Charme kann man herrlich chillen.
Einflugschneise: Selfies mit Sandpeeling
Auf keinen Fall sollte man die Gelegenheit verstreichen lassen, vor dem Abflug vom „Princess Juliana International Airport“ den berühmten Maho Beach zu besuchen. Einfach schon mal die Koffer einchecken und dann nichts wie ins Taxi und innerhalb von drei Minuten in der Sunset Beach Bar einen Abschiedscocktail schlürfen. Hier bekommen die Gäste ein außergewöhnliches Unterhaltungsprogramm: Die Strandbar liegt direkt an der Einflugschneise der Düsen- und Propellerjets. Der Landeanflug erfolgt knapp über die Köpfe der Badegäste hinweg – hier entstehen atemberaubende Selfies, Sandpeeling inklusive.
Infos: Die Karibikinsel Sint Maarten/St. Martin gehört zu den Inseln über dem Winde, den Leeward Islands, und zählt zu den Kleinen Antillen. Sie ist vulkanischen Ursprungs.
Anreise: Mit Air France oder KLM nach Paris, von dort nach St. Maarten. Achtung: Air France achtet genau auf die Einhaltung der Gewichtsgrenze beim Flug (23 Kilogramm) sowie Handgepäck (12 Kilogramm). Angenehm: Die Koffer werden von Deutschland durchgecheckt.
Einreise: Der Reisepass muss mindestens noch sechs Monate gültig sein.
Klima + Reisezeit: Tropisches Monsunklima, durchschnittliche Temperatur: Sommer zwischen 16 und 28 Grad Celsius. Winter zwischen 16 und 25 Grad Celsius. Die Insel liegt im Hurricane-Gürtel. Hurricane-Zeit ist von August bis Dezember.
Sprache: Englisch, Holländisch, Französisch.
Währung: Karibischer Gulden, US Dollar, Euro.
Wohnen:
- Sint Maarten: The Holland House,www.hhbh.com
- Saint Martin: Love Lounge Bar & Hotel, www.love-sxm.com
Tauchen: Ocean Explorers Dive Center, www.stmaartendiving.com (auch Haitauchen möglich).
Inselhopping:
- Fähre: Etwa 60 bis 75 Minuten. Dreimal die Woche von St. Maarten nach Saba und am selben Tag zurück, ca. 80 US-Dollar).
- Flug: 20 Minuten St. Maarten, (ca. 175 US-Dollar hin und zurück).
Weitere Infos: www.vacationstmaarten.com, www.stmartinisland.org
Fotos: Bettina Bormann
Eine zweigeteilte Insel ohne Mauer. Geht ja doch! Bin neugierig. Toll!
:)) Will sehen!