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Bergauf, bergab im Berner Oberland

Wie Puderzucker glitzert der frische Schnee rund um den Gäggersteg. Zwischen Schwarzenbühl und Ottenleue findet man noch fast unberührte Wildnis. Der Naturpark Gantrisch ist eine Station auf der Tour durchs Berner Oberland.

Den „Gäggersteg“ hat man 2005 errichtet, nachdem der Wald in der Gegend 1999 von einem heftigen Sturm zerstört worden war. Heute können Besucher hier das ganze Jahr über durch diese arten-und pflanzenreiche Landschaft wandern, freut sich Förster Fritz Brüllhardt, ein Naturbursche, wie er besser nicht in diese Gegend passen könnte.

Kniehoch durch den Schnee

Wie Puderzucker glitzert der frisch gefallene Schnee auf den Flächen rund um den Gäggersteg.

Wie Puderzucker glitzert der frisch gefallene Schnee auf den Flächen rund um den Gäggersteg.

Jetzt, im Herbst liegt schon Schnee und mit entsprechender Kleidung ausgerüstet, ist eine Querfeldein-Wanderung durch die kniehohe, weiße Pracht ein unverwechselbares Naturerlebnis. Ruhe und Entspannung und das bei strahlendem Sonnenschein im Angesicht der umliegenden, weiß glitzernden Berge, die sich wie eine glänzende Zahnreihe lachend an dem herrlichen Tag mitfreuen zu scheinen – was könnte da genussvoller sein als eine Wanderung?

Auf dem Weg kehre ich ein in die einzige Hütte auf diesem Hochplateau und erfreue mich in der „Panorama-Beizli“, die ihren Namen ob der atemberaubenden Aussicht in das Tal zurecht trägt, am knisternden Kaminfeuer.

Leckeres Käsefondue in der "Panorama-Beizli".

Leckeres Käsefondue in der „Panorama-Beizli“.

Genau das Richtige nach einem Marsch durch die sonnige Kälte. Ein „Fondueplausch“ – so nennt man den Genuss eines traditionellen Käsefondues hier in der Gegend. Diese gut gewürzte und wärmende Speise wird gerne zum Abschluss einer solchen Wanderung serviert. Sie vollendet  meinen bleibenden Eindruck dieser gastfreundlichen und eindrucksvollen Umgebung im Gantrisch-Naturpark.

Bern – kleine Hauptstadt mit Flair im Zeichen des Bären

Die Aare trägt zum malerisch-romantischen Flair in Bern teil.

Die Aare trägt zum malerisch-romantischen Flair in Bern teil.

Ganz anders als oben im Gantrisch-Park ist die Welt in der Schweizer Hauptstadt Bern, in der ich erst tags zuvor angekommen bin. Der malerisch-romantische Flair der Stadt an der Aare verzaubert sogleich, tagsüber pulsiert das Leben, ohne anstrengend zu sein. Die Laubengänge mit zahlreichen Lädchen unterschiedlichster Couleur, die urig-kuriosen Kellerrestaurants und -läden, die sich unter der Marktgasse befinden, aber auch der Zeitglockenturm, genannt Zytglogge, das Münster mit seiner lohnenden Aussichtsplattform oder die zahlreichen Brunnen untermalen stilvoll das mittelalterliche Ambiente der UNSECO-Stadt.

In Bern gibt es viele solcher Kellerläden.

In Bern gibt es viele solcher Kellerläden.

Berns Innenstadt steht dank seiner einzigartig erhaltenen, architektonischen Struktur auf der Liste der weltweit schützenswerten Kulturgüter, erklärt Joel Reeves vom Tourismusamt. Ja, die 1191 gegründete Zähringerstadt ist mit ihren charakteristischen Lauben in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Seit 1218 Freie Reichsstadt, trat Bern 1353 der Eidgenossenschaft bei und entwickelte sich bis ins 16. Jahrhundert zum größten Stadtstaat nördlich der Alpen. Sichtbar sind auch die heute noch zahlreichen und aktiven Zünfte der Stadt, die aus den Patrizierhäusern im 19. Jahrhundert hervorgingen.

Bern - Heimat der Bären.

Bern – Heimat der Bären.

Bern – das klingt nicht nur wie Bär, der Name der Stadt kommt auch von Meister Petz. Der Legende nach wurde Bern nach dem ersten Tier benannt, das von Stadtgründer Herzog Berchtold V. um das Jahr 1208 in den umliegenden Wäldern erlegt wurde. Da können die Berner ja froh sein, dass es kein Hase war, denke ich bei mir. Im Jahr 1513 brachten die aus einer Schlacht heimkehrenden Berner einen lebenden Bären mir und hielten ihn im Stadtgraben. Noch heute leben drei Bären im Bärenpark am Ufer der Aare – zur Freude der Besucher dieser Stadt, die das Wappentier allerorten antreffen. Sei es auf Schildern, in Statuen oder sogar tanzend auf einem Drahtseil oberhalb des Bärenparks.

Während ich langsam über die Brücke vom Bärenpark zurück ins Zentrum schlendere erfahre ich von meinem Reiseleiter erstaunt, dass im Sommer von dieser recht hohen Brücke gerne  junge Leute  in den Fluss springen, die Kleidung wasserdicht verpackt. Sie lassen sich hinabtreiben, um an anderer Stelle der Stadt wieder aus dem Wasser zu steigen. Für die Berner ein neuer Volkssport.

Einkaufen und schlemmen

In Bern trifft Tradition auf Moderne - in Restaurants, in Geschäften, in der Kultur.

In Bern trifft Tradition auf Moderne – in Restaurants, in Geschäften, in der Kultur.

Bern ist bunt und auf den zweiten Blick ausgeflippt. Das sollte man bei soviel Tradition gar nicht meinen. Nicht nur einkaufen kann man hier, dass es das Herz jedes Shopping-hungrigen höher schlagen lässt. In einer der zahlreichen Confiserien der Stadt lasse ich mich heute von den süßen Genüssen Berns überzeugen, bevor ich mich der Qual der Wahl nach einem abendlichen Restaurant hingebe – denn auch davon hat Bern in hoher Qualität eine Menge zu bieten.

Zwischenstopp in Interlaken – Ausgangspunkt auf dem Weg nach oben

Mich zieht es wieder in die Berge. Wozu ist man in der Schweiz? Das Berner Oberland hat viel zu bieten, besonders Natur. Mit dem Zug geht es an dem atemberaubenden Thuner See vorbei. Hier eine Bootsfahrt zu unternehmen, ist sicherlich ein unvergessliches Erlebnis für die Sinne. Doch das ist eine andere Geschichte. Denn ich will mir die Welt von oben ansehen.

Interlaken gilt als Schickimicki-Ort.

Interlaken gilt als Schickimicki-Ort.

Noch ein kurzer Zwischenstopp im Ort Interlaken – benannt nach seiner zentralen Lage zwischen Thuner  und Brienzer See und bis 1891 unter dem Namen Aarmühle bekannt.  Interlaken ist so ganz anders als die Hauptstadt. Der traditionsreiche Ort aus dem 12. Jahrhundert wurde schon im 19. Jahrhundert von Reisenden entdeckt – darunter auch Johann, Wolfgang von Goethe. Noch heute ist Interlaken beliebt: Scharen von asiatischen Reichen und der arabische Geldadel bevölkern die Straßen der Shopping-Metropole zwischen den Seen. Wem St. Moritz zu teuer ist, der kommt hierher.

Hinauf zum Jungfraujoch auf 3571 Meter

Schnell weiter zum eigentlichen Ziel, dem Jungfraujoch. Mit der Bahn und mehreren Umstiegen geht’s voran. Auf Betreiben des Großindustriellen Adolf Guyer-Zeller wurde das Jungfaujoch 1912 auf Schienen erschlossen. Über Lauterbrunnen hinauf zur Kleinen Scheidegg, umsteigen und mit der traditionellen Jungfraujoch-Bahn ächzend hinauf auf 3.454 Meter. Der Blick in die Täler ist bei bei schönem Wetter atemberaubend. Atemberaubend ist aber auch der Höhenanstieg. Die Luft wird dünner.

Beeindruckende Bergwelt.

Beeindruckende Bergwelt.

Den Lohn der einstündigen Auffahrt erhalte ich direkt bei der Ankunft. Einen einzigartigeren Blick über die Bergwelt des Berner Oberlandes gibt es wohl kaum. Da pfeift der Wind über den sonnigen Gletscher, bizarre Eis- und Schneestrukturen eröffnen sich, ich erklimme die Stufen bis zum höchsten Punkt der Bergstation auf 3.571 Metern.

Jungfrau.

Jungfrau.

„The Top of Europe“, begrüßt mich ein Schild, ich bin oben angekommen. Der Blick auf das Dreigestirn Jungfrau, Mönch und Eiger ist wahrlich ein Naturspektakel, das ich mir noch mit einer echten Jungfraujoch-Praline, dem „Eigerspitzli“, versüße. Da lohnt sich die Mühe. Auch den Trubel, den meist asiatische Reisegruppen veranstalten, nehme ich gerne in Kauf. Und wenn ich schon mal hier oben bin, lasse ich mir auch den kuriosen Eispalast unter dem Jungfraujoch nicht entgehen. Denn wo kann ich noch mal durch eine Welt völlig aus Eis wandeln?

James Bond 007 – Auf dem Schilthorn wird der Film lebendig

Ein wenig vom Gipfeleindruck nehme ich noch mit, als ich im autofreien Dorf Mürren – einem Ort, in dem die Zeit seit den 70er Jahren stillzustehen scheint –  mit Blick auf die imposante Eigenordwand nächtige. Das Dorf erreicht man vom Ort Lauterbrunnen aus mit der Seilbahn und dann mit dem Schienenbus.

Die James-Bond-World auf dem Schilthorn.

Die James-Bond-World auf dem Schilthorn.

Noch einmal zieht es mich hinauf in die Berge. Vom Schilthorn, dem höchsten Gipfel der Berner Voralpen mit 2970 Metern, genieße ich nicht nur einen einzigartigen Blick hinab auf den Thuner See und erfreue mich erneut an der Dreiergruppe Jungfrau, Mönch und Eiger. Das Schilthorn, gelegen zwischen dem Lauterbrunn- und dem Kiental, das ich über eine Luftseilbahn in mehreren, spektakulären Fahretappen erreiche, bietet mir noch ganz andere Überraschungen. Bereits in der Gondel kündigt mir die Musik aus dem James-Bond-Thriller „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ aus dem Jahr 1969 an, was mich erwartet. Die James-Bond-World auf dem Schilthorn ist eine Attraktion, die seit Juni 2013 den Besuchern des Gipfels eine eindrucksvolle Ausstellung liefert über den Film und seine Entstehung. Denn genau hier jagt George Lazenby in der Rolle des James Bond den Gangster Blofeld im legendären und noch heute besuchbaren Dreh-Restaurant „Piz Gloria“.

Die Trümmelbachfälle.

Die Trümmelbachfälle.

Anschaulich wird mir der Bond-Fim mit Film-Requisiten, wie einem Helikopterteil oder einem Schneebob, in die sich Besucher hineinsetzen können, näher gebracht. Das eigens eingerichtete Morphing-Studio in der Ausstellung lässt mich sogar bildlich in die Rolle einzelner Darsteller schlüpfen. Und wen soviel Film-Erlebnis hungrig macht, der kann im Piz Gloria-Restaurant sogar einen 007-Burger genießen.

Nach so vielen Eindrücken im Berner Oberland lasse ich meiner Reise an den Trümmelbachfällen unterhalb des Schilthorns ausklingen. Diese gelten, weil sie so tief in einer schmalen und verwinkelten Klamm liegen, als unterirdische Wasserfälle. Und bilden einen gelungenen Abschluss einer Tour bergauf, bergab durch das Berner Oberland.

Informationen:  www.bern.com und www.jungfrau.ch.

Fotos: Philip Duckwitz

Raushier-Reisemagazin