Schon die Anfahrt ist ein kleines, aber risikoloses Abenteuer. Denn wer das Inselhotel im Faaker See in Kärnten ansteuert, der darf von der Ortschaft Faak aus eine kurzweilige Bootsfahrt machen. Nur drei Minuten benötigt das 45 PS starke Diesel-Motorboot für die knapp 550 Meter vom Festland zum einzigen Inselhotel Österreichs. Einem ruhigen und beschaulichen Urlaub steht nichts mehr im Wege. Das Boot ist im Übrigen permanent unterwegs, um (Tages)Gäste und Urlauber auf die 80 000 Quadratmeter große, bewaldete Insel mit eigenem Badestrand zu bringen, oder von dort aus ans Festland, 24 Stunden, also rund um die Uhr. So ist es nicht zu weit hergeholt, wenn in der Hochsaison die „Falke“ weit mehr als hundert Mal am Tag hin- und herfährt.
Ein einmaliges Ambiente
Auf der Insel angekommen, erwartet den Besucher ein einmaliges Ambiente. Der See mit seinem türkisblauen Schimmer könnte malerischer nicht sein, und der mächtige, prachtvolle, 2145 Meter hohe Mittagskogel, grüßt stolz herüber. Das Farbenspiel des am südlichst gelegenen See Kärntens erinnert ein wenig an die Südsee oder die Karibik. Was im Übrigen auch für die Wassertemperaturen gilt. Der nur 3,5 Quadratkilometer große See mit seinem glasklaren Wasser erreicht dank warmer Bodenquellen nicht selten Temperaturen wie in einer Badewanne – er ist der wärmste See Österreichs.
Um sich mit der autofreien Insel vertraut zu machen, ist ein Inselspaziergang angebracht. Für das erste Akklimatisieren ein herrlicher Einstieg, leicht und unbeschwerlich; und dabei erfährt der Gast, dass die Insel gar nicht so klein ist, wie sie erscheint.
Eine lange Geschichte
Nachdem die Insel über Jahrhunderte hinweg unbewohnt war, wechselte sie immer wieder die Besitzer. Unter anderem erwarb sie 1831 die Familie des Fürsten von Liechtenstein und 1918 Ludwig Wittgenstein, der Onkel des gleichnamigen Philosophen. Schließlich erbten zwei Wiener Familien das gesamte Areal, und diese sind heute noch im Besitz von Insel und See.
1747 erhielt ein Fischereipächter die Erlaubnis, auf der Insel eine Hütte zu errichten. Daraus entstand ein Bauernhaus, das Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem Gasthaus erweitert wurde, und das sich bald zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelte. Ab 1906 konnte man dort auch übernachten, die Badeanstalt nutzen und mit den vorhandenen Booten auf dem See „schippern“. Das Übersetzen vom Festland aus gestaltete sich jedoch schwierig, da nur wenige Ruderboote dafür geeignet waren. Und wer einen „Fährmann“ brauchte, der gerade auf der Insel weilte, musste laut rufen, um abgeholt zu werden. Erst 1930 wurde das erste Motorboot in Betrieb genommen.
Ruhe und Abgeschiedenheit
„Wir haben 80 Prozent Stammgäste, die seit bis zu 60 Jahre hier herkommen“, verrät Denise Hinteregger, die Direktions-Assistentin des Hotels. „Das ist schon generationsübergreifend; da kommen Gäste, die schon als Kinder hier waren, mit ihren Kindern, und die zum Teil wieder mit ihren Kindern.“
Wer Ruhe, Einsamkeit, Abgeschiedenheit und Entspannung sucht, der ist hier goldrichtig. Den Gast erwartet ein schon etwas in die Jahre gekommenes Vier-Sterne-Hotel, das aber gerade daraus seinen Charme bezieht. 32 Zimmer und Suiten bieten 70 Gästen Platz. Angeboten werden Übernachtung mit Frühstück oder Halbpension. Die Küche legt großen Wert auf die Verarbeitung regionaler Produkte (Hinteregger: „Wir verkaufen nur das, was wir haben.“) und das Personal versucht, den Urlaubern durch viele Kleinigkeiten den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.
Das Badehaus ist denkmalgeschützt
Im historischen, denkmalgeschützten Badehaus aus dem Jahr 1929 lädt, nicht nur an regnerischen oder kalten Tagen, eine finnische Sauna mit direktem Seezugang zum Schwitzen ein, und auf der Wiese davor gibt es so viele Liegen, dass jeder einen Platz finden würde, wenn alle Gäste auf einmal auf die Idee kämen, gleichzeitig ein Sonnenbad zu nehmen. Einziger Nachteil: Das Badehaus ist vom Hotel zirka 100 Meter entfernt, und im Hotel selbst gibt es keinen Wellness- oder SPA-Bereich, weil, wie es Denise Hinteregger ausdrückt, „wir ja kein klassisches Wellnesshotel sind.“ Ferner stehen Kunstrasen- und Sand-Tennisplätze, ein Volleyball- und Basketballplatz, Leih-Ruderboote und vieles andere mehr dem sportlich ambitionierten Gast zur Verfügung. Nicht zu vergessen der hoteleigene Parkplatz am Festland in unmittelbarer Nähe zur Anlegestelle des Wassertaxis.
Hochzeiten sind der absolute Renner
Absoluter Renner auf der Insel und im Hotel sind Hochzeitsfeiern für bis zu 100 Personen. „Das ist ein Selbstläufer“, sagt Denise Hinteregger. Diese Feierlichkeiten beschränken sich allerdings nur auf die Monate Mai, Juni und September, weil der Juli und August ausschließlich für Urlaubsgäste reserviert bleiben. In diesen zwölf Wochen werden bis zu 20 Hochzeiten – vorwiegend an Freitagen und Samstagen – gefeiert.
Ohne diese Festlichkeiten, und da die Insel-Saison ohnehin nur fünf Monate (von Mai bis September) beträgt, würde das Hotel finanziell mit Sicherheit an seine Grenzen stoßen. Und: „Die Vorsaison, also die Monate Mai und Juni, sind schwierig für uns“, erklärt Hinteregger, „weil auch oft das Wetter nicht mitspielt. In dieser Zeit kommen Urlauber auch selten eine ganze Woche, sondern nur drei oder vier Nächte.“ Im Hochsommer dagegen reisen viele Familien mit Kindern an, im Juli und August steht den Kleinen sogar eine Kinderanimateurin zur Verfügung.
Eine wichtige Einnahmequelle sind auch die Tagesgäste, die im Insel-Restaurant den einen oder anderen Euro für ein schmackhaftes Mittag- oder Abendessen oder eben nur für eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen ausgeben. Nicht vergessen darf man auch Seminarveranstaltungen, für die die Insel noch ein Geheimtipp ist. Und zu bestimmten Zeiten kann die ganze Insel nach dem Motto „Rent an Island“ für eine Veranstaltung exklusiv gemietet werden.
Ein Tag für 39 Euro
Ein weiteres Schmankerl bietet das Hotel Tagesgästen für 39 Euro an. Im Preis inkludiert sind der Parkplatz am Festland, die Wassertaxifahrten, Insel-Frühstück, Badeeintritt inklusive Strandliege, Badetasche, Badetuch, Bademantel, eine Tennis-Doppelstunde und die Saunabenutzung.
Preisbeispiele
Ganz preiswert ist eine Woche Aufenthalt im Inselhotel nicht. Hier einige Preisbeispiele, die für eine Person gelten:
* Zeit vom 19.7. bis 16.8. (Insel-Familien-Sommer, Halbpension): Doppelzimmer Standard 123 Euro, Doppelzimmer ohne Balkon 138 Euro, Doppelzimmer mit Balkon 153 Euro, Juniorsuite ohne Balkon 148 Euro, Juniorsuite mit Balkon 162 Euro.
* Zeit vom 16.8. bis 6.9. (Insel-Familien-Spätsommer, Halbpension): Doppelzimmer Standard 113 Euro, Doppelzimmer ohne Balkon 128 Euro, Doppelzimmer mit Balkon 143 Euro, Juniorsuite ohne Balkon 138 Euro, Juniorsuite mit Balkon 152 Euro.
* Zeit vom 13.9. bis 20.9. (Insel-Herbst, Halbpension): Doppelzimmer Standard 70 Euro, Doppelzimmer ohne Balkon 85 Euro, Doppelzimmer mit Balkon 100 Euro, Juniorsuite ohne Balkon 95 Euro, Juniorsuite mit Balkon 110 Euro.
Fazit: Wie wär`s mit einer kleinen „Auffrischung“?
Dem Hotel würde eine kleine „Auffrischung“ ganz gut tun, weil doch Einiges, das Vier-Sterne-Häuser in dieser Kategorie bieten, dem Insel-Hotel fehlt. Nichts gegen die „ganz besondere Lage, auf die wir so stolz sind“ (Denise Hinteregger), aber ein bisschen mehr wäre durchaus angemessen.
So wird mittlerweile in den meisten Hotels der Vier-Sterne-Kategorie eine ¾-Verwöhnpension angeboten – Fehlanzeige im Inselhotel. Auch eine Bar gibt es nicht, an der man vor dem Essen noch einen Aperitif trinken oder nach dem Mahl gemütlich einen „Absacker“ zu sich nehmen kann. Bei warmer Witterung länger auf der Seeterrasse zu verharren hat viele angenehme Seiten, aber bei kälterer Witterung den ganzen Abend im Speisesaal zu sitzen, ist nicht recht einladend. Es gibt zwar eine Art Bar mit Kamin mit einigen wenigen Sitzgelegenheiten, wo man sich aufhalten kann, aber nichts ausgeschenkt wird. Und eine Minibar in den Doppelzimmern müsste auch zum Inventar gehören.
Dass es keinen Wellnessbereich und kein Hallenbad gibt, ist der Situation geschuldet. Man will das Alte bewahren. Zumindest eine Sauna im Hotelkomplex einzubauen, müsste jedoch machbar sein.
Das Hotel lebt sehr von seinem Ruf als einziges Inselhotel Österreichs und von seinem Charme, der unbestritten überragend ist. An ein paar Stellschrauben zu drehen, würde dem Haus jedoch nicht schaden.
Informationen: Das Inselhotel im Faaker See, Inselweg 10, A-9583 Faak am See, Tel.: (0043 4254) 21 45; E-Mail: urlaub@inselhotel.at; Internet: www.inselhotel.at