Der Milford Sound ist eines der neuseeländischen Wahrzeichen. Aber er ist ziemlich ab vom Schuss. Von Te Anau sind es 120 Kilometer einfach. Ob sich dieser Weg lohnt? Zumal es morgens in Strömen geregnet hatte und während der Fahrt die meisten Berggipfel noch immer hinter Wolken verschwinden.
Schilder warnen vor Stopps am Straßenrand. Lawinengefahr in hochalpinem Gelände. Die Vegetation ist spärlich, keine Bäume. Links und rechts ragen Bergkuppen auf, an deren Hängen malen Schneefelder weiße Farbkleckse ins Graubraungrün. Noch vor etwa drei Woche hatte hier der Winter den Frühling kurzzeitig vertrieben, Neuschneeland statt Neuseeland. Die Straße war gesperrt. Und auch jetzt sieht es aus, als würde es nicht mehr weiter gehen. Knapp 30 Kilometer vor dem Ziel, dem Milford Sound, einem Fjord im abgelegenen Fiordland Nationalpark im Südwesten der Südinsel.
Vor uns türmt sich eine Felswand auf. Sie scheint unüberwindbar. Sogar der Himmel verschwindet beim Blick durch die Windschutzscheibe. Doch ganz unten taucht ein kleines, schwarzes Loch auf, das Nadelöhr zum Fjord, der Homer Tunnel. Einen der regelmäßigen Tests von Europas Automobilclubs hätte diese dunkle Röhre garantiert nicht bestanden. Sie ist 1,2 Kilometer lang, aber nur notdürftig beleuchtet.
Vor dem Fjord wartet die Reise ins schwarze Nichts – der Homer Tunnel
Der Tunnel hat ein enormes Gefälle und keinerlei Notausgänge. Die Augen benötigen trotz Abblendlichts mehr als hundert Meter, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. So lange ist es eine Reise ins schwarze Nichts. Und ob er breit genug wäre, um einen der zahlreichen Reisebusse passieren zu lassen, müssen wir glücklicherweise nicht ausprobieren.
Jeden Tag wird Busladung um Busladung an den Fjord gekarrt. Wasserfälle und Seen, in denen sich bei gutem Wetter die Berge spiegeln, muss man auf dem Weg dorthin antizyklisch anfahren, sonst wird man von Gästen aus dem Land des gleißenden Blitzlichtgewitters überrannt.
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