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Bozen: Totalitarismus-Ausstellung im Siegesdenkmal

Ein Denkmal. Eine Stadt. Zwei Diktaturen – so heißt der Untertitel der Ausstellung, die im Bozner Siegesdenkmal im 100. Gedenkjahr nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs eröffnet wurde.

Eine Ausstellung im Bozner Siegesdenkmal erinnert an den Ersten und Zweiten Weltkrieg. – Foto: Verkehrsamt der Stadt Bozen

Eine Ausstellung im Bozner Siegesdenkmal erinnert an den Ersten und Zweiten Weltkrieg. – Foto: Verkehrsamt der Stadt Bozen

Den Totalitarismen des 20. Jahrhunderts eine Dauerausstellung widmen und das im umstrittensten Denkmal Südtirols – dazu braucht es Mut. Diesen Mut haben die Bozner schließlich aufgebracht, und sie reihen sich damit ein in die nicht allzu lange Liste der europäischen Mahner und Aufklärer, im Rahmen der Aufarbeitung der Gräueltaten von Faschismus und Nationalsozialismus. Lange hat man sich mit der modernen Zweckbestimmung des verhassten Symbols der faschistischen Machtergreifung in Südtirol auseinandergesetzt, lange gestritten, politisch instrumentalisiert und über einen möglichen Abriss sinniert: Schließlich hat der Wille zu einer friedlichen Beschäftigung mit der eigenen Geschichte gesiegt – eine positive Wende 100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts.

Große Resonanz

National und international ist das Dokumentationszentrum unter dem Siegesdenkmal auf große positive Resonanz gestoßen. Es hält die Geschichte des Denkmals fest, das vom faschistischen Regime in den Jahren 1926-1928 errichtet wurde: wissenschaftlich genau, anschaulich und darauf bedacht, keine Polemik zu entfachen. Aber es beschäftigt sich auch mit dem Zeitabschnitt 1918-1945 in regionaler und überregionaler Hinsicht. Insbesondere thematisiert es den italienischen Faschismus und die Zeit der nationalsozialistischen Besetzung. Was aber vielleicht am meisten berührt, ist die aufgeworfene Frage nach der Zukunft: Wie soll sich eine demokratische Gesellschaft zum schwierigen Erbe einer totalitären Zeit und ihrer baulichen Hinterlassenschaften verhalten?

Die Dauerausstellung dauert bis Ende 2015. – Foto: Verkehrsamt der Stadt Bozen

Die Dauerausstellung dauert bis Ende 2015. – Foto: Verkehrsamt der Stadt Bozen

Zwei sind die gebotenen Parcours: Einer entfaltet sich an den Außenseiten der unterirdischen Räume des Denkmals mit den Themen „Ende des Ersten Weltkriegs, das neue Regime, das italienische Bozen und die Kultur des Faschismus, die Option, der Zweite Weltkrieg, der Nationalsozialismus der Operationszone Alpenvorland, die entstehende Demokratie“; und einer bildet den gegenüber liegenden inneren Rundgang mit der Denkmalgeschichte im engeren Sinn und den Fakten um ihren Erbauer, den Architekten Marcello Piacentini.

Mit der Einrichtung eines zeitgeschichtlichen Ausstellungsparcours in den unterirdischen Räumlichkeiten des Siegesdenkmals hat man das seit Jahrzehnten abgesperrte Bauwerk vom Schandfleck und Tabu zum allgemein zugänglichen Mahnmal gemacht. Die neuen Perspektiven, die diese Einrichtung eröffnet, zeigen sich letztlich auch im Aha-Erlebnis vieler Bozner bei ihrem ersten Besuch im Denkmal. Von der dortigen Erhöhung aus genießt nämlich man die Sicht auf die Stadt in Richtung Talferbrücke: Nie zuvor hatten sie ihre Stadt aus diesem Blickwinkel betrachtet.

Noch bis Ende 2015 ist die Dauerausstellung kostenlos zugänglich. Die Winteröffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 10.30 bis 12.30 Uhr und von 14.30 bis 16.30 Uhr; am Sonntag von 10.30 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr; geschlossen am 24., 25., 31. Dezember und 1. Januar 2015.

Infos: Verkehrsamt der Stadt Bozen, Tel.: +39 0471 307000. E-Mail: info@bolzano-bozen.it; www.siegesdenkmal.com

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